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Schlamperei am Bau?

■ Schornstein erschlägt einen 22jährigen

Kreuzberg. Vermutlich durch mangelnde Sicherheitsvorkehrungen einer Baufirma kam es gestern in der Kreuzberger Pfuelstraße zu einem schrecklichen Unglück. Ein auf dem Dach eines Gewerbegebäudes angebrachter Baukran streifte einen Schornstein. Herabfallende Steinbrocken erschlugen den 22jährigen Sezar G. und verletzten seine vierjährige Tochter Nurettin schwer. G. befand sich gerade in einer im Erdgeschoß des Hauses befindlichen Autowerkstatt, als er im Innenhof des Gewerbegebäudes ein mächtiges Donnern hörte. Zu diesem Zeitpunkt befand sich seine Tochter mitten auf dem Hof, in der Gefahrenzone. Er stürzte hinaus, um sie vor den herabstürzenden Gesteinsbrocken wegzuziehen.

Seit etwa vier Monaten wurde das Gewerbegebäude, ein alter Kornspeicher, von einer Hoch- und Tiefbaufirma aus dem Ostteil saniert. „Da fielen jeden Tag Steine von oben herunter“, berichtete der Inhaber der Autowerkstatt. „Ich mußte die jeden Tag vom Hof wegfegen, forderte den Bauleiter auf, mehr aufzupassen, damit meine Kunden nichts abbekommen. Er versprach, für Sicherheit zu sorgen...“ Offenbar tat der jedoch nichts dergleichen. „So wie die Bauarbeiten vonstatten gingen, wäre es geradezu ein Wunder, wenn bei dem Unglück nicht Fahrlässigkeit im Spiel gewesen wäre“, so der Pfuelstraßen-Mieter Lars Fischer. Nach seinen Beobachtungen „wurschtelten“ die Bauarbeiter der Ostfirma unkoordiniert vor sich hin. Die Mieter hegten den Verdacht, daß wenigstens zum Teil schwarz gearbeitet wurde. Nach ihren Informationen ist das Gebäude seit 1989 ein heiß umkämpftes Spekulationsobjekt. Dort soll ein Dienstleistungszentrum entstehen. thok

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