■ Das Portrait
: Warren Christopher

Eigentlich war er in der Gerüchteküche Washingtons der heiße Tip für den Posten des US-Außenministers. Jetzt hat Warren Christopher, Ex-Vizeaußenminister unter Jimmy Carter, die Aufgabe übernommen, den Übergang vom Clinton-Wahlkampfteam in eine Clinton-Regierung zu leiten. Dazu gehört, das Brainstorming der Clinton-Berater für die ersten Monate der Amtszeit zu koordinieren. Dazu gehört auch, Personalvorschläge für das neue Kabinett zu finden – zum Beispiel einen neuen Außenminister. Der 67jährige weiß, daß er eine Schlangengrube zähmen muß. In der Zeit bis zur Vereidigung Clintons geht es um Posten, Power und Prestige. Hinzu kommt, daß sich in den letzten zwölf Jahren Reagan-Bush-Administration jede Menge postengeile Ellenbogen demokratischer Provenienz angesammelt haben. Da hat Clinton mit Warren Christopher eine gute Wahl getroffen. Man kann dem Mann aus Kalifornien keine besondere Ausstrahlungskraft nachsagen. Unbestritten ist jedoch sein Verhandlungsgeschick hinter den Kulissen. Seine politischen Meriten verdiente er zuletzt als Vorsitzender jener Kommission, die das Verhalten des „Los Angeles Police Department“ untersuchte, nachdem vier weiße Polizisten den Afroamerikaner Rodney King halbtot geprügelt hatten. Die Kommission forderte radikale Reformen der Polizei und den Rücktritt von Polizeichef Darryl Gates.

Foto Nr. 3

Foto: Reuter

Christophers politisches Auftreten gegen Rassismus und Diskriminierung hat in seinem Privatleben allerdings einige Brüche: Erst nach seiner Nominierung in der Carter- Administration trat er aus dem California Club aus, der Frauen, Juden und Schwarze ausschloß. Nach Ende seiner Amtszeit nahm er die Mitgliedschaft wieder auf, weil er „seine Freundschaften dort weiter pflegen wollte“.

Als „Trouble-Shooter“ fungierte Christopher vor allem in der Carter-Administration. Seine härteste Bewährungsprobe kam mit der Geiselnahme in der Teheraner US-Botschaft. Es war Christopher, der die Freilassung aushandelte – allerdings erst nach der Machtübernahme Reagans.

Ob sich Christopher mit seinem Job um den Posten des Außenministers gebracht hat, bleibt abzuwarten. Er erwarte keinen Sitz im Kabinett, erklärte er am Wochenende. Ausgeschlossen ist damit nichts. Andrea Böhm