■ Mit der China-Connection auf du und du
: Millionenkredit für Volkswagen China

Frankfurt/Main/Berlin (taz/ dpa) – Die Volksrepublik China gilt auch den europäischen Geschäftsbanken inzwischen wieder als seriöse Adresse. Ein Bankenkonsortium, das von der Commerzbank geführt wird, hat jetzt einen Kredit über 420 Millionen US-Dollar (651 Millionen Mark) bereitgestellt – für den Bau des größten Automobilwerks in der Volksrepublik.

„Es handelt sich dabei um den größten international syndizierten Eurokredit für eine chinesische Adresse seit 1989“, teilte die Konsortialführerin Commerzbank AG gestern in Frankfurt mit. 1989, nach dem Massaker auf dem Pekinger Platz des Himmlischen Friedens, waren Geschäftsbeziehungen mit dem mörderischen Regime der alten Männer kurzzeitig in den westlichen Industriestaaten verpönt – bis die Kommunisten zur langsamen Liberalisierung der Wirtschaft zurückkehrten.

In den Genuß der Kredit- Millionen kommt die FAW- Volkswagen Automotive Company Ltd. in der nordchinesischen Stadt Changchung. An dem Joint-venture sind VW mit 40 Prozent und die chinesische First Automobile Works Ltd. mit 60 Prozent beteiligt. In dem neuen Werk, das 1996 fertiggestellt wird, sollen dann jährlich 150.000 Jetta und Golf vom Band laufen. Für den Kredit steht die Bank of China gerade. Deren Hongkonger Tochter CDFC hat beim Arrangement des Kredits eng mit der Commerzbank zusammengearbeitet.

Volkswagen ist bereits heute nach eigenen Angaben der größte Hersteller von Pkw in China, mit einem Marktanteil von 47,4 Prozent (VW-Geschäftsbericht 1991). Die Shanghai-Filiale der Wolfsburger schraubte 1991 35.000 Automobile zusammen, nach 18.537 im Jahr 1990. VW-Shanghai setzte 1991 damit insgesamt 1,073 Milliarden Mark um und schloß das Geschäftsjahr mit einem Gewinn ab, dessen Höhe allerdings nicht mitgeteilt wurde.

Das Volkswagen-Management sieht China als den Markt mit den größten Wachstumschancen in Asien. Shanghais Stadtregierung unterstützt den deutschen Konzern, indem sie Investitionen der Zulieferindustrie massiv fördert. Donata Riedel