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Nobelkarossen rasen in die Pleite

■ Massenentlassungen bei den schwedischen Autobauern Volvo und Saab/ Daimler-Chef Edzard Reuter „verwundert"

Stockholm (taz) – Die anhaltende Flaute im Verkauf von schwedischen Pkw hat bei den Nobelfirmen Volvo und Saab zu drastischen Einsparungsmaßnahmen geführt. In der vergangenen Woche bestätigte die Volvo-Geschäftsleitung offiziell Vermutungen, daß zwei der drei schwedischen PKW-Fabriken vollständig stillgelegt werden sollen.

Das neue Werk in Uddevalla wird bereits zur Jahreswende dichtgemacht, die Fabrik im ostschwedischen Kalmar spätestens 1994. Bei Volvo gehen, zusammen mit geplanten Entlassungen im Bereich der Lkw-Produktion insgesamt über 4.000 Arbeitsplätze verloren, Saab dagegen will über 2.000 Beschäftigte entlassen: von einstmals 10.000 Saab-BauerInnen sind damit innerhalb von vier Jahren gerade noch 5.000 übriggeblieben. Verschwinden werden im Zuge dieser Entlassungen mindestens noch einmal ebenso viele Jobs in Zulieferfirmen.

Mit dieser Entlassungswelle tritt nun genau ein, was Schwedens Metallarbeitergewerkschaft längst herannahen sah, als sich Saab mit General Motors und Volvo mit Renault verschwägerte: der Produktionsstandort Schweden wird zugunsten „kontinentaler“ Produktionsstätten der entsprechenden Konzerne abgebaut. Göran Johansson, Vizevorsitzender der Metallgewerkschaft warnt inzwischen vor einem „industriellen Ausnahmezustand“: die aktuelle Absatzkrise in der Autoindustrie sei zwar auslösender Faktor der Entlassungen, deren Ursache liege aber im Verkauf der Schlüsselindustrien ins Ausland. Nun sei der Staat gefordert mit kostensenkenden und exportfördernden Maßnahmen.

Die Regierung Bildt wird solche Forderungen, nicht zuletzt mit Blick auf die leeren Staatskassen, aller Voraussicht nach abwinkend quittieren, worüber sich die Wirtschaft wiederum freuen kann, denn die Gewerkschaft gerät so noch mehr unter Druck: die zentralen Tarifverhandlungen sind im Gange, und die Vorstellungen der Arbeitgeber, daß nichts anderes als ein Nullabschluß realistisch sei, werden durch die Hiobsmeldungen aus dem Automobilsektor vermutlich auf größere Nachgiebigkeit bei den Gewerkschaften stoßen. Warum Volvo ausgerechnet seine beiden modernsten Fabriken dichtmacht, in denen teilweise oder sogar ganz ohne Fließband produziert wird, konnte nicht einmal Daimler-Benz-Chef Edzard Reuter, in der letzten Woche auf Kurzbesuch in Stockholm, verstehen. Die neue Mercedes-Fabrik in Rastatt sei teilweise nach schwedischem Vorbild konzipiert, und man habe beste Erfahrungen gemacht. Er habe Volvos Beschluß, so Reuter, „mit großer Verwunderung“ registriert. Reinhard Wolff

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