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Region Geesthacht atomar verseucht

■ Atomkraftwerk Krümmel möglicherweise verantwortlich

Berlin (taz/dpa) – Atomare Strahlung ist wahrscheinlich doch für die Häufung von Leukämiefällen an der Unterelbe verantwortlich. Nach einer Studie des Münchener Strahlenbiologen Edmund Lengfelder haben sich zwischen 1986 und 1988 größere Mengen Radioaktivität in der Region Geesthacht (Schleswig-Holstein) niedergeschlagen. Lengfelder stellte seine Studie am Montag in Geesthacht an der Elbe vor.

Neben dem Atomkraftwerk Krümmel kommt auch ein alter Forschungsreaktor der Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schiffahrt (GKSS) bei Geesthacht als Ausgangspunkt der atomaren Verseuchung in Frage. Die Radioaktivität wurde in Baumscheiben aus der niedersächsischen Elbmarsch nahe dieser Anlagen nachgewiesen. Die Studie erhärtet den Verdacht, daß aus den atomtechnischen Anlagen bei Geesthacht Radioaktivität freigesetzt wurde.

Seit zwei Jahren häufen sich die Proteste gegen das AKW Krümmel und die Atomanlagen in Geesthacht. Innerhalb kurzer Zeit waren am niedersächsischen Elbufer sieben Kinder und Jugendliche an Blutkrebs erkrankt, drei von ihnen sind inzwischen gestorben. Bei mehreren Eltern der erkrankten Kinder hatten sich bei Untersuchungen überdurchschnittlich viele Veränderungen im Erbgut gefunden. Solche Veränderungen gelten Medizinern als ernstzunehmende Hinweise auf das Vorliegen einer atomaren Strahlenbelastung.

Die Eltern der Kinder fordern die sofortige Abschaltung der Atomanlagen. Die niedersächsische und die schleswig-holsteinische Landesregierung haben mehrere Gutachten zu den Leukämiefällen in Auftrag gegeben, bisher aber keine Konsequenzen für den Betrieb der Anlage gezogen.

Anhand der Jahresringe hatte Lengfelder die Strahlenbelastung zeitlich eingrenzen können. Nach Angaben des Referenten für Umwelthygiene des niedersächsischen Sozialministeriums, Michael Csicsaky, muß jetzt festgestellt werden, ob die Radioaktivität in den Holzstücken von künstlichen Spaltprodukten herrührt. Die Untersuchungsergebnisse gäben erste Anhaltspunkte dafür. Er wies aber zugleich darauf hin, daß Vergleichsproben aus einer rund 30 Kilometer entfernten Region „nicht sehr dramatische Unterschiede“ aufweisen würden. ten

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