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Sarajevo: Kritik an Evakuierung

UNHCR wirft Rotem Kreuz Bosniens mangelnde Absprache vor/ Kriegsparteien unterzeichnen in Sarajevo erneut Waffenstillstandsabkommen  ■ Von Andreas Zumach

Genf (taz) – Während in Sarajevo gestern die Evakuierung von insgesamt rund 6.000 BewohnerInnen der belagerten bosnischen Hauptstadt begann, wurde aus ihr zugleich die Unterzeichnung eines „bedingungslosen Waffenstillstandes“ gemeldet. Dieses sei nach vierstündigen Verhandlungen und unter Vermittlung der UNO von Militärvertretern der Serben, Muslimanen und Kroaten auf dem Flughafen von Sarajevo unterzeichnet worden und solle um Mitternacht in Kraft treten.

Vertreter des UNHCR wie des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) äußerten sich gestern in Genf deutlich zurückhaltend und skeptisch über die Evakuierungsaktion. Das bosnische Rote Kreuz habe sich nicht mit ihnen abgesprochen.

Es sei „völlig unklar“, was mit den nach Belgrad und Split Evakuierten geschehen solle. Eine Sprecherin der „Liga der nationalen Rotkreuz- und Halbmondgesellschaften“ erklärte hingegen, die Aufnahme und Versorgung der Flüchtlinge sei in Vorbereitung.

Das UNHCR hatte bis gestern 2.620 Aufnahmeplätze für Flüchtlinge und Ex-Lagerinsassen aus Bosnien erhalten – 220 mehr als bis zum Dienstag letzter Woche. Darunter sind 150 Plätze, die Großbritannien zugesagt hat. UNHCR- Sprecher Redman bestätigte, daß inzwischen eine Zusage der Bonner Bundesregierung für die Aufnahme von 362 Ex-Inhaftierten vorliege, die nach eigenen Angaben Verwandte in der Bundesrepublik haben.

Eine Mitteilung, daß der Transport dieser Menschen nach Deutschland und ihre Verteilung auf die Bundesländer beginnen kann, ist in Genf aber immer noch nicht eingetroffen. Von den 5.000 Lagerinsassen, die vor drei Wochen dem IKRK von ihren Wärtern übergeben wurden, können Ende dieser Woche möglicherweise die ersten 700 ins Ausland gebracht werden.

Die EG-Außenminister hatten am Montag die Aufnahme aller ehemaligen Lagerinsassen von der vorherigen Feststellung ihrer genauen Zahl abhängig gemacht. Das IKRK hat inzwischen über 10.000 registriert. Weitere 1.000 befinden sich möglicherweise noch in bislang unentdeckten Gefangenenlagern.

Der UN-Sicherheitsrat soll in Kürze zwei weitere Resolutionen über Bosnien-Herzegowina verabschieden. Noch am Dienstag nachmittag sollte über eine Aufstockung der Schutztruppen in Bosnien beraten werden. UN-Generalsekretär Butros Ghali hatte die Stationierung von rund achtzig Militärbeobachtern auf mehreren Flughäfen von Bosnien, Kroatien, Serbien und Montenegro vorgeschlagen, um das im vergangenen Monat verhängte Flugverbot besser überwachen zu können.

Noch in dieser Woche dürfte zudem über eine Resolution beraten werden, mit der „ethnische Säuberungen“ verurteilt und das Recht der Vertriebenen unterstrichen werden soll, in ihre Heimatorte zurückzukehren.

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