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Soll Bremen nicht mehr baden gehen?

■ Protest aus den Stadtteilen gegen Konzept der Bäder-Schließung und -Modernisierung

Jeder Besucher des Stadion-Freibades kostet das Staatssäckel 8,30 Subvention Foto: Tristan Vankann

Was der Ampel-Senat an Protesten zu erwarten hat, wenn er die Sparpolitik bei sozial empfindlichen staatlichen Leistungen einschneidend wird, das ist in diesen Tagen an den Rektionen auf das Bäder-Konzept des Sportsenators abzulesen: „Mit aller Entschiedenheit“ will der Landessportbund seine Mitglieder zum Widerstand gegen die beabsichtigte Schließung von fünf Bädern mobilisieren, die SPD Bremen-Nord findet es „ein Stück Unverfrorenheit“, die SPD-Osterholz warnt vor zu

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nehmender „Politikverdrossenheit“, die Grünen aus Hemelingen findet es „politisch instinktlos“, einen „Zynismus“ und unsozial (“einkommensschwache Familien werden ausgegrenzt“), der Beirat Östliche Vorstadt beschloß seinen Protest, die CDU findet es immerhin ein „unmögliches Verfahren“, das da eingeschlagen wurde.

Das Sportressort hatte die Akzeptanz, die finanzielle Lage und die regionale Verteilung der öffentlichen Bäder untersucht und vorgeschlagen, einzelne Bäder wie das Herbert-Ritze-Bad, später auch das Freibad am Stadion, zu modernisieren, gleichzeitig an

dere aber wie das Stadion-Hallenbad, die Bäder Huchtung und Sebaldsbrück sowie die Freibäder Blumenthal und Schloßpark zu schließen. Auf die ausführliche Begründung für dieses stadtübergreifende „Bäderkonzept“ gehen die Proteste der Betroffenen, die „ihr“ Bad vor der Tür verteidigen, nicht ein.

Die Nutzung der Bäder ist seit 1975 auf die Hälfte zurückgegangen. Bei der Ausstattung mit Hallenbädern liegt Bremen „etwas unter dem Durchschnitt“ bundesdeutscher Großstädte, bei den Sommerbädern deutlich über dem Durchschnitt. Die Einnahmen der Hallenbäder decken nur zwischen 58 (bei dem alten Stadionbad) und 77 Prozent (bei dem modernisierten Fritz-Piaskowski-Bad) der Kosten, für jeden Besuch zahlt die Stadtgemeinde zwischen 4,50 (Stadionbad) und 9,50 Mark (Herbert-Ritze) hinzu. Insbesondere die öffentlichen Bäder sind überaltert und stark renovierungsbedürftig. Die Statistik der Beliebtheit unterstreicht zudem, daß Bäder mit Gymnastik- oder Sauna- Angebot sich erheblichen Zuspruches erfreuen, bei einfachen Schwimmbecken sinken die Besucherzahlen. Um alle Bäder zu modernisieren, fehlt Bremen allerdings schlicht das Geld. Daher die Idee, an der einen Stelle laufende Zuschüsse zu sparen, um an der anderen Stelle die Besucherzahlen der Bäder in moderneren Einrichtungen zu erhöhen.

Die Fraktionssprecher der Ampel-Parteien haben deshalb nicht so ablehnend auf das Bäderkonzept des Sportsenators reagiert. SPD-Fraktionschef Dittbrenner findet das Konzept eine „geeignete Diskussionsgrundlage“. Es sollte aber, stellt er fest, „nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch die Sozialverträglichkeit“ eine Rolle spielen.

Auch der grüne Sportsmann Martin Thomas ist für eine „Konzentration auf attraktive Bäder“. Wenn der soziale Gesichtspunkt mehr in Betracht gezogen werden soll, sagt Thomas, müssen zusätzliche Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden. Allein die FDP hat ihren Senator bisher nicht demonstrativ unterstützt. K.W.

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