Interkulturelle Schätze der Stadt heben

■ In ehemaliger Neuköllner Brauerei entsteht die „Werkstatt der Kulturen“

Berlin. Die Ausländerbeauftragte des Senats Barbara John (CDU) hat gestern die für sie zukunftsträchtigste Baustelle Berlins vorgestellt.

In der ehemaligen Brauerei in der Neuköllner Wissmannstraße entsteht die „Werkstatt der Kulturen“. In dem Gebäude soll ab April nächsten Jahres ein Treffpunkt geschaffen werden, in dem alle Berliner unterschiedlicher Nationalitäten und kultureller Herkunft sich begegnen und zusammenarbeiten können.

Die Idee stammt vom ehemaligen Berliner Regierenden Bürgermeister Richard von Weizäcker. Der hatte 1982 nach der Vorlage des ersten Berliner Ausländerberichts den Senat aufgefordert, ein solches Begegnungszentrum zu schaffen.

Die Ausländerbeauftrage betonte gestern, nach zehnjähriger Planungs- und Bauzeit enstehe nun eine bundesweit einmalige Einrichtung, mit der ein Zeichen für Begegnung und Verständigung gesetzt werden soll.

Fünf ausländische und fünf deutsche Vereine fanden sich dafür zu einem Trägerverein zusammen. Auf rund 4.000 Quadratmetern und in mehr als hundert Räumen entsteht Platz für Seminare, Tanz- und Musikworkshops sowie Theaterveranstaltungen.

Der Geschäftsführer der Werkstatt, Wolfgang Wikles, sagte, in dem Projekt solle alles passieren, was dazu beiträgt, die „interkulturellen Schätze“ zu heben, die in Berlin schlummern. Das Haus stehe allen Gruppen kostenlos zur Verfügung.

Nach Wunsch Wilkes soll jeder kommen, der etwas können will. Für die Musikübungsräume im Keller will die Kulturwerkstatt nur Gruppen zulassen, die sich aus verschiedenen Kulturen zusammensetzen. Im Turmatelier sollen sich Maler zusammenschließen, um mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen eine Werkstatt zu betreiben. Künstler verschiedener Richtungen von Tanz, Musik, Theater und Literatur könnten zusammen nach Wunsch des Hauses ein Musical produzieren.

Initiativen und Organisationen, die in Berlin eine Veranstaltung zu Fragen internationaler Beziehungen, der Migration, des Rassismus oder zu aktuellen Ereignissen organisieren wollen, stehe ein Planungsbüro zur Verfügung. Veranstaltungen und Vorhaben, die das bloße Nebeneinander der Kulturen zementieren oder Verständigungsprozesse untergraben, werden vom Haus nicht mitgetragen.

Mit einem Restaurant/Café im Eingangsbereich sollen gleichzeichzeitig 30 Ausbildungsplätze in der Gastronomie für Jugendliche aus aller Welt geschaffen werden.

Der gemeinnützigen Einrichtung wurden bisher viereinhalb Stellen für Angestellte und ein Etat von 800.000 Mark im Jahr bewilligt. Die Umsetzung der vielfältigen Programmideen hängt daher davon ab, daß sich genügend ehrenamtliche Mitarbeiter finden lassen. Martin Langer