: Der Pfahl im Sand flößt Frohsinn ein
■ Pilotfilm der Serie „Sterne des Südens“ am Samstag in der ARD um 20.15 Uhr
Es ist November – Sonne muß her. Und prompt wird das Geschehen einer deutschen Fernsehserie eben in wärmere Gefilde verlegt. In „Sterne des Südens“ stehen sich an exotischen Stränden vier antagonistische Typen gegenüber, die allesamt Angestellte im gleichen Ferienclub sind.
Wer erheitert die meisten Gäste – schwitzend ficht Chef-Animateur Kai (Volker Lippmann) gegen seinen jüngeren Konkurrenten Christoph (Mark Keller). Ihre Kolleginnen im Club kämpfen gleichfalls, wenn auch aus anderen Gründen: Katharina (Maria Ketikidou), rehäugig und zerbrechlich, liebt Christoph; die gerissene und blonde Beatrice (Caroline Schröder) will ganze dreizehn Folgen à 50 Minuten den gleichen Mann.
Von vorangegangenen Paradieshotel- und anderen Ferieninsel-Geschichtchen unterscheidet die neue Serie schon der Hintergrund: Die AnimateurInnen, zum ständigen Auswandern gezwungen, ziehen von Strandbad zu Strandbad und durch verschiedene Länder. Von kreuzenden Traumschiffen abgesehen, war soviel Ortswechsel nie: Kreta, Tunesien, Senegal, Fuerteventura, Sri Lanka, Türkei, Italien. Zwar ist die Bläue der Swimmingpools und das Weiß des Sands an allen Orten gleich, gelegentlich jedoch kommt mehr als immer nur das Luftbild eines Touristencenters vor die Panoramakamera: ein Streifen azurfarbenen Himmels am Kreuz des Südens zum Beispiel oder ein paar Felsen, deren bizarre Silhouetten ganz gewiß in einem hiesigen Fernsehstudio nicht hätten in Pappmaché gegossen werden können.
Berengar Pfahl, Regisseur und Drehbuchautor, will Realismus. Aber nicht zuviel: „Unterhaltende Abbildung der Wirklichkeit“ (O-Ton Pfahl) soll es sein. In die echte Landschaft mit echten Ferienclubs hat sich der Regisseur auch echte Gäste bestellt. Während die sich von seinen Protagonisten Frohsinn einflößen lassen dürfen, bleibt den Fernsehzuschauern nicht erspart, zu sehen, wie ernst die Lage der Leute vom Club eigentlich ist: Keine Fährnis des Lebens, kein Unglück, daß den Unterhaltungsarbeitern nicht geschähe: Entlassung, Schiffbruch, Verbrechen aller Art. Tränen fließen reichlich, allerdings nur aus den Augen der für Weinerlichkeit prädestinierten Gastarbeiter-Typen: Der Animateurin Katharina (mütterlich-sensibler Part) tropfen Salzwasser und Sunlotion regelmäßig – den Blick fragend in die Höhe gerichtet – und in Strömen von den Wangen.
Rührung ist gefragt. Keinesfalls aber das, was dem Autor und Regisseur irgendwie nach belehrender Attitüde riechen könnte. Jedweder kritische Ansatz ist Berengar Pfahl ein Greuel: Er wollte „weder eine Urlaubskitsch-Serie produzieren noch eine intellektuell überhebliche Persiflage auf Urlaubsclubs“. Friederike Freier
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