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Die Heilige Munditia hat Geburtstag

Im Herzen Münchens, unweit des Marienplatzes: der „Alte Peter“, älteste Kirche und Wahrzeichen der Stadt. Etwas versteckt in einem Seitenaltar steht ein verschnörkelter Glaskasten. Darinnen eine Art barocke Peepshow: die Heilige Munditia. In durchsichtigem Fummel sitzt sie da hinter ihrer Glasscheibe wie weiland Nastassia Kinski in „Paris, Texas“, und jeder, der will, kann sie angaffen. Eigentlich ist sie weniger für die Männer da. Sondern — dialektischer Salto rückwärts — für die „gefallenen Mädchen“: Munditia gilt als die „Schutzpatronin der ledigen Mütter“ — sowie „sonstiger Dirnen“. Die knöchernen Überbleisel der Heiligen wurden Ende des 17.Jahrhunderts vom Vatikan an die Münchner Peterskirche verhökert. Der Legende nach war sie Anfang des 4. Jahrhunderts unter Kaiser Maximian „ascia plexa capita“, also „mit dem Beile enthauptet“ worden. Deshalb ist nichts näher bekannt. Als Todestag gilt der 17.November. Seit über 300 Jahren wird daher an diesem Tag ein feierliches Hochamt zelebriert und in einer anschließenden Lichterprozession die Fürbitte Munditiens erfleht.

Vor einiger Zeit brach übrigens jemand den Schrein der Heiligen Munditia auf und klaute ihre Edelsteine. Die waren allerdings ebenso falsch wie so vieles im christ-katholischen Bayern. Colin Goldner

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