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■ QuerspalteBauschutt CDU

Sie tut einem ja wirklich leid, die CDU. Da hat sie nun großmäulig im Wahlkampf versprochen, den Stau aufzulösen – und was passiert? Er kommt erst noch – und wie. Wenn nächstes Jahr der erste Spatenstich am Potsdamer Platz Europas größte Baustelle eröffnet, werden täglich 5.000 Brummis, beladen mit Schutt und Erde, durch die Stadt kurven. Ein Horrorszenario für jeden, der das Gaspedal liebt. Zu jenen autovernarrten Artgenossen zählt der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus-Rüdiger Landowsky. Ob der schlechten Nachrichten hob er am Dienstag vor der Fraktion warnend den Finger: Die City müsse in dieser Phase weiterhin für Autos erreichbar sein, damit die Berliner nicht zu „Zaungästen des Hauptstadtbaus“ degradiert werden. Wie also Abhilfe schaffen? Landowsky, so scheint es, nahm kurzerhand einen Schnellkurs beim Bundesverkehrsminister Günther Krause und verkündete laut: Provisorische Straßen, Notbrücken und eigene Spuren für Pkws müssen her! Hut ab, Herr Landowsky – mit diesem Vorschlag hätten Sie der Front der unbarmherzigen Autogegner keinen besseren Dienst erweisen können. Denn auch dort, wo nur provisorisch gebuddelt wird, entstehen bekanntlich Baustellen. Und weil Provisorien nun einmal Provisorien bleiben, sind sie durchaus anfälliger als manche für die Ewigkeit konzipierten Bauwerke. Häufige Reparaturen sind also miteingeplant. Was nichts anderes heißt, als daß neue Baustellen entstehen und – ganz richtig, Herr Landowsky – der Stau munter zunehmen wird. Auf das wunderbare Chaos im europäischen Maßstab – ganz der Baustelle Potsdamer Platz angemessen – können also schon heute Verkehrsinitiativen ein Glas erheben. Schließlich soll fünf Jahre lang gebaut werden – eine wahrlich angemessene Zeitspanne, um dem letzten renitenten Autofan den Nerv zu rauben. Was uns diese Rechnung lehrt? Wieviel Beton Herr Landowsky auch zusätzlich vergießen möchte – es hilft doch alles nichts. Am allerwenigsten seinen geliebten Autofahrern. Severin Weiland

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