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Absicht und Sehnsucht

■ Der in Hamburg lebende Peruaner Antonio Candela stellt seinen autobiographischen Roman Chicago Chico vor

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seinen autobiographischen Roman Chicago Chico vor

„Meine Absicht war, über Deutschland zu schreiben“, sagt Antonio Candela, aber mit jedem ersten Satz habe ihn wieder die Sehnsucht gepackt, „nach zu Hause, nach der Welt, die ich kannte und der Wärme, die mir fehlte.“ Nachzulesen sind Candelas Versuche über Deutschland und seine Heimat Peru in dem Roman Chicago Chico, der im Sommer im Hamburger Verlag Theorie und Praxis erschienen ist.

Der Aufwand, den der Autor selbst betreiben mußte, um seinem Buch zu einer Öffentlichkeit zu verhelfen, war hoch: Um verlegerische Kosten einzusparen, hat Antonio Candela das 400 Seiten starke Manuskript eigenhändig aus dem Spanischen ins Deutsche übersetzt.

Die Schilderungen, die immer wieder in Kindheit und Jugend im Arbeiterviertel Chicago Chico zurückblenden, tragen autobiographische Züge. Wie Cholo Salinas, die Hauptfigur des Romans, wuchs auch Antonio Candela in diesem Stadtviertel von Lima auf, und verließ, als „Verräter der Revolution“, in den siebziger Jahren das militärregierte Land.

Candela ging 1974 zunächst nach Spanien. „Madrid war in meiner Vorstellung ein Dorf“, sagt er, und „Spanien das Mutterland.“ Doch als der 27jährige im Madrid der Franco-Zeit ein Kneipenschild mit der Aufschrift „Keine Ausländer, keine Hunde“ las, verließ er Spanien Richtung Paris. „Vielleicht war ich zu arm, um mich in dieser Stadt zurechtzufinden“, sagt er heute, denn auch an der Seine hielt er es nicht lange aus.

1975 kam er schließlich nach Hamburg, und blieb. „Das war natürlich eine andere Zeit damals“, erklärt er, „es gab die Friedensbewegung, die Solidaritätsbewegung mit Lateinamerika, man fühlte sich politisch einig.“ Heute habe er mit den Freunden von damals keinerlei Kontakt mehr. „Mein Traum ist, wieder nach Peru zurückzukehren und der Entwicklung meines Landes zu helfen“, sagt er. Wann, das weiß er noch nicht. Antonio Candela hat mit der Arbeit an seinem zweiten Roman begonnen. Darin

1entwerfe er eine Geschichte von der Revolution der Indios. „Das Problem ist, daß ich die Sprache der Indios nicht spreche, also schreibe auch ich die Geschichte der Europäer weiter.“ gram

„Chicago Chico“, Autorenlesung mit Musik: 23.11., Cafe im Buch, 20 Uhr u. 1., 2. 3.12., Foolsgarden, jeweils 21 Uhr

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