: Lahme Zombies
■ „Friedhof der KuscheltiereII“
Vor drei Jahren, am 16.November 1989, besprach ich an dieser Stelle den Film „Friedhof der Kuscheltiere“.
Nachdem ich mich kurz darüber ereifert hatte, daß sie nicht, wie ursprünglich vorgesehen, den Experten für unkontrollierten globalen Kannibalismus, George A. Romero, als Regisseur verpflichtet, sondern Mary Lambert den Job gegeben hatten, stellte ich eine sexistische Suggestivfrage: Können Frauen Horror-Filme drehen?
Ich kam damals zu dem Schluß, daß Mary Lambert geradezu prädestiniert dafür war, einen Hackepeter-Streifen zu inszenieren: Die Frau kam schließlich aus der Video-Szene, wo sie all diese Madonna-Clips und irgendeinen „erotischen Thriller“ mit Grace Jones verbrochen hatte.
Tatkräftige Hilfe bekam Mary Lambert bei „Friedhof der Kuscheltiere“ vom Autor der Romanvorlage, Stephen King. Der Meister des populären literarischen Grauens hatte selbst Hand angelegt und das Drehbuch geschrieben.
Die erste Hälfte des Films plätscherte so dahin, schlechte Schnitte, lahme Dialoge und lustlos wirkende Schauspieler – kein Rhythmus während der ersten 50 Minuten. Doch dann schien Frau Lambert plötzlich kapiert zu haben, daß es in einem Horror-Film nicht auf das Warum, sondern auf das Wie und vor allem auf das Wann ankommt.
Die Regisseurin schuf eine dichte Atmosphäre des Unheimlichen. Sie schockte und zog sich gleich wieder zurück, ohne dabei die Spannung zu mildern. „Friedhof der Kuscheltiere“ wurde eine der kommerziell erfolgreichsten King-Adaptionen – ein zweiter Teil war unvermeidlich.
Das Drehbuch für die Fortsetzung schrieb Richard Outten, und wenn man es höflich ausdrückt, könnte man sagen, er hielt sich eng an die Originalvorlage von Stephen King. Kam im ersten Teil zunächst eine Katze vom alten Indianerfriedhof, der als Wiederaufbereitungsanlage für tote Haustiere dient, „zurück“, so ist es diesmal ein Hund. Danach kam dann, ganz zum Schluß, ein Zombie-Kind, diesmal schon sehr früh ein untoter Cop, der sich gleich daran macht, den Film in eine bluttriefende Schlachteplatte zu verwandeln.
Im ersten Teil ging es, wenn auch vordergründig, darum, wozu jemand in seinem Schmerz fähig ist, wenn er einen geliebten Menschen verliert. Teil zwei sieht aus wie eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für drittklassige F/X-Leute: null Spannung, kein Gruseln, dafür jede Menge zerfetzter Leiber und zermatschter Köpfe. Die Regisseurin hat maßlos übertrieben, und das auch noch schlecht, das kann George Romero wirklich besser.
Im Presseheft zu „Friedhof der KuscheltiereII“ wird an mehreren Stellen darauf hingewiesen, daß Mary Lambert während der Dreharbeiten hochschwanger war. Ob das jetzt als Werbung oder als Entschuldigung gemeint ist, wird nicht deutlich – beides wäre auf jeden Fall gleich widerlich. Karl Wegmann
Mary Lambert: „Friedhof der Kuscheltiere II“. Mit Edward Furlong, Anthony Edwards, Clancy Brown u.a.. USA 1992, etwa 100 Min.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen