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Symbolischer Akt-betr.: "Die verunsicherte Republik" (Lehren aus einem halbverpatzten Sonntag), taz vom 10.11.92

betr.: „Die verunsicherte Republik“ (Lehren aus einem halbverpatzten Sonntag), taz vom 10.11.92

[...] Zugegeben, die autonome Aktion war ziemlich Banane, so daß man sich wünschen möchte, sie sei von Provokateuren initiiert gewesen. Dann aber hat es trotzdem wenig damit zu tun, ob einem „der Sinn danach steht“ oder nicht, wenn es gilt, eventuelle Steinewerfer von nachweisbaren Brandstiftern zu unterscheiden, vielmehr hat es mit analytischem Verständnis zu tun. [...]

Denn natürlich ist es ein gewaltiger (und nicht nur gradueller) Unterschied, ob sich politische Aktion gegen die tatsächlichen Repräsentanten und Akteure einer menschenfeindlichen Politik richtet, oder ob sich eine politische Aktion gegen nahezu beliebige Individuen richtet, die selbst Opfer eben einer solchen Politik sind.

Matthias Geis baut an demselben Feindbild mit, das schon am ersten Abend von Rostock bemüht wurde, nämlich die unterschiedslose Gleichsetzung rechter Mordabsichten mit linker Randale. Daß beide grundsätzlich verschiedene Ziele haben, macht einen entscheidenden Unterschied aus: eine Aktion wie die Eier auf Kohl kann man noch diskutieren, während die Aktionen der Rassisten genauso wie deren Meinung niemals in die Nähe noch diskutierbarer Standpunkte kommen dürfen. Was die denken und tun, ist Scheiße, punktum.

Die Eier auf Kohl und Richie waren zu diesem Zeitpunkt vielleicht auch Scheiße, im Prinzip als symbolischer Akt (und etwas anderes ist es nicht) aber nicht zu verachten. Tilman Lenssen-Erz, Köln

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