piwik no script img

Che war der Prophet, Guzman ist der Messias-betr.: "Guerilla mit der Seele eines Bürokraten", taz vom 14.11.92

betr.: „Guerilla mit der Seele eines Bürokraten“, taz vom 14.11.92

Das war wohl ein Näschen Koks zuviel, senor!

Fasziniert vom eigenen Wahn, schreitet der „renomierte Sendero-Experte“ Degregori zur rituellen Grabschändung. Wenn es sein muß, und es muß wohl sein, küssen die bürgerlichen Experten die Leiche Che Guevaras. Stopfen den Leichnam in ekelhafter Weise aus und benutzen den Che als Kronzeugen, um die Ermordnung (Hinrichtung oder sozialdemokratischer „Selbstmord“) des Vorsitzenden Gonzalo propagandistisch vorzubereiten und die progressiven Kräfte in dieser Frage zu neutralisieren.

Die rote Fahne schwenken, um die rote Fahne zu bekämpfen.

Für wen ist dieser Artikel geschrieben, daß Degregori ausgerechnet den „Jesuiten des Krieges“, den „Jesus Christus mit der Knarre“ für die Sache der Reaktion in den Zeugenstand rufen will? Eben für die Schriftsteller, Künstler und Bohemes! Seht weg, das was in Peru passiert, hat mit eurem 68er Fieber, mit Mao und Che, eben – verdammt – mit dem weltweiten „Wir“ nichts zu tun. Steckt euch nicht an!

Degregori verspricht, der „Fluß aus Blut“ versiegt mit Guzmans Hinrichtung, aber um Himmels Willen doch nicht mit dem Ende des Imperialismus.

Und wird der Himmel schon mal beschworen, gibt es dann auch kein Halten mehr. Der Autor legt noch eine line nach. Wozu noch die imperialistische Realität analysieren?

Trotz all dem schwarzen metaphysischen und perfide mystischen Scheißdreck, Degregori ahnt es: Che war der Prophet, Guzman ist der Messias. [...] Gordon Agyei, Berlin

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen