: Den Sachsen die Null...
■ ... und den Bremern die „2“? Bange Fragen vor der Postleitzahlreform
Wer heute einen Brief nach Bremen schickt, muß damit rechnen, daß der in Ludwigslust in Mecklenburg ankommt. Beide Städte haben die Postleitzahl 2800. Damit sowas nicht mehr passiert, kommt jetzt die Postleitzahlreform, eine der ganz großen Reformen des gelben Dienstes. Fünfstellig werden sie sein, die neuen Zahlen, jedes Kaff bekommt eine eigene, und sie werden viel mehr über den Adressaten verraten als bisher. So können, hinter den ersten beiden Ziffern für die Region die Stadt, ganze Straßenzüge, Postfachschränke oder Großkunden mit über 2000 Briefen pro Tag chiffriert werden.
Ein dolles Ding, oder? Für die Post sicher, aber die Kunden jammern. Am meisten stöhnen die Großkunden, die ab Anfang '93 mit der gigantischen Umstellung ihrer Adressverwaltung beschäftigt sein werden. Aber auch die Kleinen trifft's: Künftig müssen wir uns tatsächlich fünfstellige Zahlen in unsere überlasteten Köpfe packen — oder uns, analog zum Telefonverzeichnis, ein PLZ-Verzeichnis anlegen. Ansonsten hilft nur: Nachschlagen im 1000-seitigen Buch, das im Mai rauskommt. Dort findet man unter dem Straßennamen die entsprechende Codenummer.
Noch mehr Probleme haben die Nordbayern und die Sachsen mit der neuen Postleitzahl. Erstere verlieren ihre angestammte 8 vorneweg zugunsten einer 9, die sie mit Thüringen teilen müssen. Und die Sachsen beschweren sich, weil ausgerechnet sie die Null bekommen. (Sie sollten bedenken, daß auch das ewige Rom eine Null hat.)
Und Bremen? Da das neue PLZ-System „von unten nach oben“ aufgebaut wird, also zunächst gesehen wird, mit wieviel Zustellergruppen, Großkunden und Postfächern im Bezirk zu rechnen ist, weiß bislang noch niemand, ob der Zahlenvorrat für die 2er Postleitzahlen nicht schon kurz hinter Hamburg schon verbraucht ist. Aber höchstwahrscheinlich, so bestätigt der Bremer Post-Pressereferent Antelmann, bleibt es Gott sei Dank bei der „2“.
Für Weitsichtige gibt es übrigens nach dem endgültigen und irreversiblen Stichtag am 1.Juli 1993 zwei mögliche Verhaltensweisen: Wer penibelst die neuen Zahlen verwendet, erspart der Post Millionenbeträge und uns vielleicht Gebührenerhöhungen. Wer aber falsch beziffert, rettet Arbeitsplätze: die Post will mit der neuen PLZ 20.000 Arbeitsplätze einsparen.
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