: Aufs Spiel gesetzt
■ Der Traum jedes Hausbesetzers: Einmal Miethai sein
Ein schnelles Kartenspiel, bei dem das Ziel laut Regel völlig klar ist: „Mit vielen Wohnungen mehr Wohnungen erhalten, MieterInnen schröpfen, MitspielerInnen schaden und als Reichste das Spiel beenden.“ Dazu ist jedes zugelassene Mittel recht.
Es beginnt mit dem Aufbau von Mietshäusern aus den beidseitig bedruckten Karten. Hier sind dann möglichst viele und gut betuchte MieterInnen zum Einzug zu bewegen und abzukassieren. Eine pfiffige Besonderheit dabei ist die doppelte Bedeutung der Karten. Die Rückseite kann als Stockwerk in ein Haus eingebaut werden, die Vorderseiten zeigen die zum Bauabschluß notwendigen Dächer sowie die merkwürdigsten MieterInnentypen: Computer-Hacker, Frau mit Kind, Ausgeflippte, Mann mit Hund, die bürgerliche Kleinfamilie, Freaks, Prominente und die High Society.
Interaktion kommt durch weitere Karten. Das Umzugsraumschiff erlaubt das Umsetzen einer beliebigen Mietpartei in ein an- deres Domizil. Keller- und Dachausbau schaffen nach Fertigstellung eines Hauses zusätzlichen Wohnraum. Hausbesetzer lassen jeden Vermieter unruhig werden und die Polizei hat alle Hände mit der Verfolgung krimi- neller Handlungen zu tun.
Alle genannten Möglichkeiten sind durch Spielen von Karten aus der Hand in beliebiger Reihenfolge und Häufigkeit während eines Zuges kombinierbar. Nach Abschluß aller Handlungen wird von den aktuellen BewohnerInnen der eigenen Häuser die in den oberen Kartenecken angezeigte Miete abkassiert. Diese Einnahmen können direkt in den Ankauf neuer Karten angelegt werden. Durch das Kaufverhalten beeinflußt jedeR die Spieldauer, da genau eine Runde, nachdem die letzte Karte vom Stapel gezogen wurde, der wilde Wohnungsmarkt sein Ende findet.
Mit diesem von den witzigen und orginellen Einfällen lebenden Kartenspiel öffnet ein neuer Autoren-Kleinsteigenverlag in Bremen die Pforten, die „Spiel- Bau-Stelle“ von Jungautor und Mathematikstudent Friedemann Friese. Die Karten sind solide und einfallsreich gestaltet. Eine gute und verständliche Spielanleitung ermöglicht einen raschen Ein-stieg. Nach einer schnellen Runde sind die Grundregeln be-herrschbar, so daß schon bald zu den etwas komplexeren Spezialregeln für Profis übergegangen werden kann. Und dann läßt das Wucherer- Fieber keinE mehr los. Bernward Nüttgens
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