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Auswandererland Mali

■ Emigranten halten die Wirtschaft flott

Berlin (taz) – Kaum ein Land Schwarzafrikas ist so sehr vom Wanderungsstrom nach Europa abhängig wie Mali. 3,5 Millionen Menschen, über ein Viertel der Bevölkerung des Binnenlandes in der westafrikanischen Sahelzone, lebt im Ausland. Zur traditionellen Saisonwanderung aus Dörfern in die Städte kommt seit Jahrzehnten die Migration in die benachbarten Küstenländer Senegal und Elfenbeinküste; seitdem auch dort die Wirtschaftskrise anhält, versuchen Malier immer häufiger auch die Weiterreise nach Nordafrika und Westeuropa.

Malis Auswanderer sind vor allem Bauern. Schon jetzt gibt es im trockenen Westen des Landes Dörfer, deren männliche Bewohner allesamt emigriert sind. Mit Touristenvisum ausgestattet, arbeiten Malier in den Touristenressorts der Kanarischen Inseln und der marokkanischen Atlantikküste und dringen auch nach Spanien und Frankreich vor. Und je restriktiver die EG-Politik gegenüber schwarzafrikanischen Einreisewilligen, desto größer der Zwang, die Fahrt auf illegalem Wege anzutreten. Von den Schwarzafrikanern, die die riskante Fahrt auf Booten über die Meerenge von Gibraltar nach Spanien antreten, sind ein beträchtlicher Anteil Malier; dazu kommen Arbeitssuchende und auch Flüchtlinge aus anderen westafrikanischen Ländern.

Noch sind nicht viele der Emigranten in der Lage, Ersparnisse nach Hause zu schicken; aber immerhin summierten sich die Rücküberweisungen im Jahre 1991 auf 10,5 Milliarden afrikanische Francs – knapp 70 Millionen DM, etwa so hoch wie das staatliche Haushaltsdefizit. Ohne diesen Fluß frischen Geldes aus dem Ausland wäre Malis marodes Bankenwesen wohl längst zusammengebrochen.

In Europa sind malische Immigranten vor allem in Frankreich aufgefallen, wo diesen Sommer mehrere hundert von ihnen wochenlang in Zelten vor dem Pariser Chateau de Vincennes kampierten, um menschenwürdige Wohnungen zu bekommen. D.J.

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