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Streit um schwarze Haushaltslöcher

■ SPD verlangt Waigels Rücktritt

Bonn (dpa) – Am Wochenende hat sich der Streit zwischen der Bonner Koalition und der SPD- Opposition über die Solidität des Etats verschärft. Die Sozialdemokraten forderten Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) am Wochenende zum Rücktritt auf. Regierungssprecher Dieter Vogel und CSU-Generalsekretär Erwin Huber wiesen die Forderung als unberechtigt und lächerlich zurück. Hans-Ulrich Klose, SPD- Fraktionsvorsitzender, warf dem Bundesfinanzminister einen „partiellen Realitätsverlust“ vor, wenn dieser von einer soliden Finanzierung des Bundeshaushalts 1993 rede. Klose sagte, noch nie sei dem Parlament ein Haushaltsplan vorgelegt worden, der dem Gebot der Vollständigkeit so zentral widerspreche wie dieser Etatentwurf. Wenn Waigel schon jetzt für den Zeitraum nach Januar/Februar 1993 einen Nachtragshaushalt ankündige, müsse man sich „wirklich wundern“. Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck, bezeichnete den Etatentwurf als „Makulatur“, weil er Löcher von bis zu zwanzig Milliarden Mark habe. SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier verlangte, die dritte Lesung auszusetzen. Auf dem Parteitag der rheinland-pfälzischen SPD in Speyer sagte Ministerpräsident Rudolf Scharping am Samstag, Theo Waigel sei als Hüter der Bundesfinanzen vergleichbar mit Dracula als Chef einer Blutbank.

Der Sprecher des Finanzministers, Karlheinz von den Driesch, sagte, im Etat gebe es keine Haushaltslöcher. Konjunkturell bedingte Steuerausfälle seien durch Anhebung der Nettokreditaufnahme von 38 auf 43 Milliarden und der seit Juli notwendig gewordene Mehrbedarf durch radikale Einsparungen in Milliardenhöhe ausgeglichen worden. dpa/afp

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