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Mein Ginkgo

Mein Ginkgo

„Oh, ein Ginkgo! Schnell, fahr mich dahin!“ Denk ich an Ginkgo, den faszinierendsten aller Bäume, dann denk ich unwillkürlich an diesen freudigen Aufschrei meiner guten alten Freundin Elfriede. Sehnlichst hatte sich die damals 75Jährige, die zeit ihres Lebens durch Kinderlähmung in den Rollstuhl gezwungen war, eine Fahrt durch das neue Frankfurt gewünscht. Nun also standen wir vor dem (wunderbar rollstuhlgerechten) Prachtbau am Museumsufer und ich suchte ratlos nach dem, was Elfriede „Ginkgo“ rufen ließ. Am Marmorquader vor dem Museumseingang ließ sie mich anhalten. Begeistert zeichnete sie mit der Hand das zweigeteilte Blatt, das neben der Inschrift „Museum für Kunsthandwerk“ in Stein gehauen ist, nach. „Dieses Baumes Blatt... gibt geheimen Sinn zu kosten“ rezitierte die alte Frankfurterin spontan. Elfriedes Ahnen waren übrigens mit Goethes freundschaftlich verbunden, das Gedicht war Symbol der einzigen Liebe ihres Lebens.

Was hatte das Ginkgo-Blatt aber im CI des Museums zu suchen? „Es ist ein Symbol für die Brücke zwischen östlicher und westlicher Kultur, die die ursprüngliche Sammlung unseres Museums schaffen wollte“, erst die Museumsverwaltung liefert unseren Fragen die Erklärung. Vor der klassizistischen Villa, die dem Museumsneubau angegliedert blieb, steht übrigens ein hundertjähriger Ginkgo. Im Herbst wie ein flammendes Infernal.

Birgitt Rambalski

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