: Börse soll Geld nach Namibia bringen
■ Finanzzentrum soll das Geld im Lande halten helfen/ Mit einem Netz kleiner Börsen für Anleger attraktiv werden
Windhuk (IPS) – Namibia hofft mit der Gündung einer eigenen Börse die dringend benötigten Auslandinvestitionen in das Land der Minen und Halbwüsten ziehen zu können. Eine der Hauptzielgruppen für die Börsenpläne sind dabei südafrikanische Versicherungen, die heute noch Geld aus Namibia abziehen: Jahr für Jahr wandern Millionenbeträge an Rentenbeiträgen und Versicherungsprämien aus Namibia in den südafrikanischen Geldmarkt.
Diese Gelder, so erklärte Finanzminister Gert Hanekom die Börsengründung, würde er für die namibische Wirtschaft mit Hilfe verlockender Investitionsmöglichkeiten gerne zurückholen, statt wie bislang üblich die Konzerne durch Verordnungen zur Investition im Lande zu drängen.
Die Börsenpläne der Regierung in Windhuk reichen noch über den eigenen Tellerrand hinaus. Wirtschafts- und Börsenexperten hoffen noch mehrere Finanzzentren im Süden Afrikas etablieren zu können und durch ein Netzwerk solcher kleiner nationaler Börsen einen konkurrenzfähigen Geldmarkt aufzubauen.
Den Anfang hat die Wertpapierbörse Namibias (NSE) gemacht, die Anfang November ihre Geschäfte aufnahm. Die NSE ist eine Gründung von 33 Privatunternehmen mit einer Kapitalbeteiligung von je 10.000 südafrikanischen Rand (etwa 5.500 Mark).
Die von derzeit einem Börsenmakler betriebene, mit nur einem Personal-Computer ausgestattete kleinste Börse der Welt kann sich der Unterstützung der namibischen Regierung sicher sein. Erste Steuererleichterungen für den Handel mit Aktien sind bereits in Kraft, weitere sollen folgen, sobald die entsprechenden Gesetze die Nationalversammlung passiert haben. „Wir fördern diese Initiative, die die zum Ausbau unseres Finanzmarktes notwendige Infrastruktur entwickeln hilft“, erklärte Finanzminister Hanekom und wertet die NSE als „Fundament der ökonomischen Entwicklung Namibias“.
Die ersten zugelassenen Aktien wurden von einer Möbelhandelsfirma und von der Nicus GmbH, einer auch auf der südafrikanischen Wertpapierbörse von Johannesburg (JSE) vertretenen Autohandelsgruppe angeboten. Ihnen folgte eine auf insgesamt 50 Millionen Rand, umgerechnet 28 Millionen Mark, sich belaufende zweijährige Staatsanleihe.
Derzeit arbeitet die neue Börse in Windhuk noch eng mit der JSE zusammen. Mit einer rein namibischen Wertpapiernotierung kann erst dann begonnen werden, wenn die heimischen Unternehmen, die an einem Gang zur Börse interessiert sind, ihre Bilanzen offengelegt haben. Nico Tromp, Direktor der Nicus GmbH, hat das Pinzip des Börsenhandels schon begriffen. Tromp gibt sich betont optimistisch und veranschlagt, sofern die wirtschaftliche Situation konstant bleibt, bis Ende Juni 1993 zehn Prozent mehr Absatz. Der Umsatz seines Unternehmens, so warb der Chef für die Aktien, werde um 24,5 Prozent ansteigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen