piwik no script img

Soundcheck: A Tribute to Miles Davis / Art Porter / June Tabor

SOUNDCHECK

1

Gehört: A Tribute to Miles Davis. Wie hätte Miles Davis die Veranstaltung, die zu seiner Ehre stattfand empfunden? Gut natürlich, weil er als erstes Geld kassiert hätte, denn sein Name ist ein eingetragenes Warenzeichen. Mit dem musikalischen Teil des Abends dürfte er allerdings ziemlich unzufrieden gewesen sein. Der Pianist Herbie Hancock, der eher mit kommerzieller als mit künstlerischer Arbeit beschäftigt ist, entdeckte mit der Vermarktung von Davis eine lukrative Einnahmequelle. Es sollte ein musikalischer Höhenflug werden, es war aber leider eine Bauchlandung, die nach siebzig Minuten zu Ende ging. Lediglich der Bassist Dave Holland fand Gefallen an Miles Werk und setzte zu einigen imponierenden Soli an. Und Wallace Roney hätte einige Geschichten auf seiner Trompete erzählen können, er durfte aber nicht. Das Zusammenspiel der Gruppe bot keine Überraschungen und litt unter den einfallslosen Ideen des Saxophonisten Wayne Shorter. Nur die akustischen Passagen mit Klavier, Bass und Schlagzeug vermochten zu überzeugen, dafür war aber das Eintrittsgeld zu teuer. Das Publikum schien weder glücklich noch enttäuscht und fragte sich, was mit dem angebrochenen Abend weiter anzufangen ist. Nikos Theodorakopulos

Heute abend: Art Porter. „Ich möchte als erstem Gott danken, der all dieses möglich machte“, so beginnt Art Porters Dank-Notiz auf seiner gerade erschienenen Aufnahme Pocket City. An dem Erfolg des jungen Altsaxophonisten aus Little Rock in Arkansas war allerdings nicht nur Gottes Hand im Apiel. Auch die „Polygram Family“ war beteiligt, deswegen gilt ihrauch ein großer Dank. Das Produkt dieser seltenen Zusammenarbeit ist entgegen allen Erwartungen sehr irdisch und zeitgenössisch. „Dancefloor-Jazz“ wird in der letzten Zeit die Mischung aus Disco-Pop und Jazz genannt. Pocket City ist zwar sehr funky, wirkt aber sehr kühl und steril und die Balladen versprühen eine kitschige Idylle. Die deutschen Medien haben allerdings Art Porter als den neuen Saxophon- Messias gefeiert. Seine Platte soll keinen Moment dem Vergleich mit seinen Darbietungen auf der Bühne standhalten. Nikos Thedorakopulos

Mojo-Club, 22.00 Uhr

Außerdem: June Tabor. Sensibel und unberechenbar ist der Gesang der gelernten Bibliothekarin und Restauratorin. Mit ihrem „Instrument“, der Stimme, hat sich June Tabor in ihrer Heimat England als First Lady der Folkszene etabliert. Erstmals war sie in Deutschland beim Folkfestival ‘91 des WDR zu hören. Auf ihrer diesjährigen Tournee hat sie ihr erstes Solo-Album Angel Tiger im Gepäck. Heute begleiten sie Mark Emerson mit Geige und Akkordeon und Huw Warren mit Geige, Cello und Piano. jk

Markthalle, 21 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen