: Opposition lehnt Olympia-Express ab
■ Verkehrsverwaltung kann dessen Kosten nicht abschätzen Machbarkeit des Vorzeigeprojekts bislang nicht nachgewiesen
Berlin. Der Senat weiß noch immer nicht, wie teuer der geplante Olympia-Express wird und wie stark der Sonderzug den Eisenbahnverkehr behindern wird. Dies mußte gestern Verkehrsstaatssekretär Ingo Schmitt (CDU) anläßlich einer Anfrage der FDP im Verkehrssausschuß zugeben. Zwar versicherte Schmitt, der Express, mit dem für wenige Wochen während der Olympischen Spiele im Jahr 2000 eine schnelle Ost- West-Verbindung innerhalb Berlins angeboten werden soll, sei bezahlbar und auch technisch machbar, doch auf konkrete Fragen aller drei Oppositionsfraktionen gingen ihm die Antworten aus: Es sei nicht seine Aufgabe, acht Jahre vor Inbetriebnahme des Express', Detailfragen zu klären.
Die Kosten für das Projekt werden zur Zeit gutachterlich untersucht, berichtete Schmitt. Die Reichsbahn werde sich finanziell nicht an dem Zug, dem teilweisen Umbau von vorhandenen sowie dem provisorischen Neubau zusätzlicher Stationen beteiligen. Völlig unklar ist auch die Einhaltung von Sicherheitsanforderungen. Offenbar besteht das IOC darauf, daß am Olympia-Express keine Züge vorbeifahren dürfen.
Die Antworten des Senats bestätigten die schlimmsten Befürchtungen, sagte Axel Kammholz von der FDP. Die Behauptung Berlins gegenüber der Bundesregierung und dem Internationalen Olympiakomitee (IOC), daß das Finanzierungskonzept für Olmpia 2000 stehe, stimme offenbar nicht, da die Kosten für den Express noch immer unbekannt seien. Und für den Fall, daß der Zug, der ausschließlich Sportler und Journalisten zu den einzelnen Sportstätten bringen soll, den Fernverkehr behindern werde, befürchtete Kammholz „schlimme Folgen“ für die Wirtschaft. Der Abgeordnete zweifelt ebenfalls an dem versprochenen Nutzen für das Netz des Öffentlichen Nahverkehrs, da geplant sei, wesentliche Teile der Strecke nach den Spielen zu demontieren. Im Interesse einer erfolgreichen Bewerbung Berlins sollte der Olympia-Express gestoppt werden, bevor er zu einer „Olympia-Schleuder“ werde. Wenn sich herausstelle, daß der Sportzug nicht auf den vorhandenen Gleisen fahren könne, sagte Michael Cramer (Bündnis90/ Grüne), müsse möglicherweise ein zusätzliches Gleis gebaut werden – das aber verursache Mehrkosten in Millionenhöhe.
Die Regierungsfraktionen CDU und SPD warfen darauf der Opposition vor, die Olympischen Spiele „kippen“ zu wollen. Rainer Giesel (CDU) entdeckte bei FDP, Grünen und der PDS die „neue olympische Disziplin der Bettnässerei“. Berlins Ziel müßte aber sein, bei der Bewerbung den Zuschlag zu erhalten. Auch wenn der Express Fragen aufwerfe, werde an einer Lösung gearbeitet. Dirk Wildt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen