■ Radiodays: Donnerstag
Vor gut dreißig Jahren sorgte ein brillanter Rumäne in Londons Blätterwald für Durchzug: In einem Observer-Artikel entthronte Eugène Ionesco alle anerkannten Götter des modernen Dramas: Tschechow, Gorki, Brecht, Sartre, Arthur Miller tat er als „auteurs du boulevard“ ab. Für dieses Sakrileg bestrafte ihn das Feuilleton- Gericht. John Berger und Kenneth Tynan traten gegen den „Absurden“ in die Eisen, der behauptete, seine Anti- Autoren seien „Repräsentanten eines linken Konformismus“, deren Stücke genauso am „Leiden des Menschen an der Existenz“ vorbeischrieben wie die Rechten. Egal, wie man heute zu Nashörnern und kahlen Sängerinnen stehen mag, eine vergleichbare Debatte um die Aufgabe und Wirkung des Theaters wäre auch in unseren von „RTL-Mentalität“ betäubten Zeiten noch einmal sehr wünschenswert ... Anregung bietet ein DLF- Memo zu Ionescos Achtzigstem um 8.35 Uhr.
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