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Tödliche Krebsgefahr: Es liegt was in der Luft

■ Giftige Kohlenwasserstoffe: Rekordwerte im Schanzen- und Karolinenviertel / Höchstwerte deutlich überschritten

/ Höchstwerte deutlich überschritten

In anderen Ballungsgebieten sieht es noch schlechter aus, beruhigt die Umweltbehörde. Gemeint ist die Belastung der Hamburger Luft mit polycyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAH). Dahinter verbirgt sich eine Gruppe meist krebserregender Benzolverbindungen, die bei der Verbrennung von Kohle und Erdölprodukten entstehen. Die Umweltbehörde hat sie gemessen. Ergebnis der amtlichen Analyse: Am neuen Pferdemarkt und der Glashüttenstraße im Karoviertel liegen die Giftwerte weit über dem Hamburger Durchschnitt und dem selbstgesetzten Grenzwert der Umweltbehörde.

Seit 1990 peilt die Behörde einen Höchstwert von 1,4 Nanogramm Benzo(a)pyren, dem bekanntesten PAH, pro Kubikmeter Luft an, der an keinem Punkt Hamburgs überschritten werden sollte. Auch die Arbeitsgruppe „Krebsrisiko“ des Länderausschusses für Immissionsschutz schlägt einen ähnlichen Grenzwert vor: 1,3 Nanogramm.

Die Hamburger Durchschnittsbelastung liegt nach den Messungen der Umweltbehörde mit 1,21 Nanogramm haarscharf unterhalb dieser Grenze, an zwei der insgesamt acht Meßstellen aber erheblich darüber. Am neuen Pferdemarkt bei 1,6 Nanogramm, an der Glashüttenstraße gar bei 2,4 Nanogramm. Noch deutlicher wird die Differenz bei der Summe aller 22 gemessenen aromatischen Kohlenwasserstoffe. Während der Hamburger Schnitt bei etwa 14 Nanogramm liegt, ermittelten die Analysegeräte im Schanzen- und Karoviertel eine Belastung von 32 und 39 Nanogramm.

„Schuld daran sind“, so Umweltbehörden-Sprecher Kai Fabig, die „hohe Verkehrsdichte und der nicht unbeträchtliche Anteil an Kohleheizungen.“ Fabig: „Bei der Sanierung des Stadtteils müssen sie durch umweltfreundlichere Heizsysteme ersetzt werden, und die Baubehörde muß über verkehrslenkende Maßnahmen nachdenken.“

Trotz der beiden Ausreißer liegt die Hamburger PAH-Belastung nach Auffassung der Umweltbehörde „im Vergleich zu anderen Ballungsräumen im unteren Bereich“. Höher ist die Giftkonzentration im Ruhrgebiet und Frankfurt, vor allem aber in Berlin. Niedriger dagegen in Stuttgart und Karlsruhe. Hamburgweit hat die Belastung eher abgenommen. 1979 wurde noch eine mittlere PAH- Konzentration von 3,11 Nanogramm gemessen — allerdings an anderen Standorten als heute. Seitdem wurden viele Kohleöfen ausgewechselt. Fabig aber warnt: „Wir dürfen uns auf dem heutigen Stand nicht ausruhen.“ Marco Carini

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