■ Rechtsradikale Politik in Bosnien: Die Verbrechen sind kalkulierte Politik
Berlin (taz) – Der Genozid an der moslemischen Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina ist systematisch. Der Mord an 150.000 Frauen, Männern und Kindern und die Vergewaltigung von unzähligen Frauen entspringen nicht allein den Hirnen der grotesken Soldateska aus Rechtsradikalen und Kriminellen, die Vertreibungspolitik ist direkte Folge des Planes der serbischen nationalen Elite, ein Großserbien im ehemaligen Jugoslawien zu etablieren. Alle Serben sollen nach dem Zerfall Jugoslawiens in einem ethnisch reinen Nationalstaat zusammenleben. Beansprucht werden Gebiete in den serbisch dominierten oder von der serbischen Armee eroberten Gebieten Bosniens und Kroatiens.
Hinter diesem Gesamtziel verbirgt sich auch ein militärisch-strategisches. Die von der kroatisch-muslimanischen Bevölkerung Bosniens besiedelten Gebiete in Ostbosnien bilden gleichsam einen Riegel für die Verkehrsverbindungen vom serbischen Herzland hin zu den serbisch-dominierten oder eroberten Gebiete in Nordbosnien/Südkroatien. Folgerichtig begann die Praxis der ethnischen Säuberungen in diesen Gebieten Ostbosniens mit dem Beginn des Krieges in Bosnien schon im April dieses Jahres durch die berüchtigten Arkan- Truppen.
In den muslimanischen Gebieten südlich von Bihac in Nordbosnien, wo ebenfalls strategisch wichtige Verkehrsverbindungen liegen, wurden viele Konzentrationslager eingerichtet: Omarska, Trnopolje bei Prijedor gehören zu den berüchtigsten. Noch heute sitzen in Trnopolje – wo das Rote Kreuz Zugang hat – 3.000 Menschen, die ausreisen könnten, wenn sich nur Aufnahmeländer zur Verfügung stellten.
Endlich beginnt die öffentliche Diskussion auch hierzulande. Die Europaparlamentarierin der Grünen, Eva Quistorp, sammelte Unterschriften von Kolleginnen gegen die Verbrechen an Frauen in Bosnien. Für Montag forderte der CDU- MdB Volker Kauda eine aktuelle Stunde im Bundestag. er
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