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Drohung gegen Griechen

■ Othmarschen: Morddrohungen auf Autos griechischer Offiziere

: Morddrohungen auf Autos griechischer Offiziere

Zwei griechische Offiziere, die an der Führungsakademie der Bundeswehr in Blankenese einen Fortbildungslehrgang absolvieren, sind indirekt mit dem Tode bedroht worden. Wie die taz jetzt erfuhr, hat sich der Vorfall am Donnerstag der vergangenen Woche ereignet.

Apostolos L. und Nikos A. wohnen in Othmarschen nicht weit voneinander entfernt und stellen ihre PKWs in derselben Straße ab. Vor einer Woche entdeckten sie, daß auf der Motorhaube und auf dem Kofferraum des einen Fahrzeugs jeweils das Wort „raus“ mit einem scharfen Gegenstand in den Lack geritzt war, an dem anderen Fahrzeug war der Spoiler beschädigt und hinter einem Scheibenwischer klemmte die Kopie eines Zeitungsausschnitts. Darauf war das Bild eines der in Mölln ermordeten Mädchen zu sehen und ebenfalls der Schriftzug „raus“. Mit den Strafanzeigen der griechischen Offiziere befaßt sich nun die Staatsschutz-Abteilung des Landeskriminalamtes.

Die Polizei nimmt den Vorfall ausgesprochen ernst, denn gerade der Zeitungsausschnitt an der Windschutzscheibe käme einer Morddrohung gleich. Obwohl die Ermittlungen erst begonnen haben, geht Polizeipressesprecher Peter König davon aus, daß es um eine Drohung von Rechtsextremisten geht und daß es sich um einen „gezielten Anschlag“ gehandelt hat. Den Tätern muß klar gewesen sein, daß die Fahrzeuge Ausländern gehören, so König, denn beide tragen Hamburger Kennzeichen und standen nicht nebeneinander. Sie seien gezielt ausgesucht worden.

Unmittelbar nach der Tat schalteten sich die griechische Botschaft in Bonn und das Generalkonsulat in Hamburg in die Angelegenheit ein. Der Militärattaché der Botschaft richtete eine Beschwerde an das Bundesverteidigungsministerium, und der Konsul äußerte in einem Schreiben an den Senat seine Besorgnis über den Vorfall.

In den griechischen Medien ist der Anschlag in den zurückliegenden Tagen das beherrschende Thema gewesen. Nahezu alle Zeitungen, Hörfunksender und das Fernsehen berichteten darüber ausführlich und an erster Stelle. In der Berichterstattung wurden Zusammenhänge zu Mölln, Rostock und der zunehmenden Ausländerfeindlichkeit in Deutschland hergestellt. Währenddessen war der griechische Botschafter in Bonn bemüht, seine Landsleute daheim in zahlreichen Rundfunkinterviews zu beruhigen. Norbert Müller

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