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Zwei Gestalten

Bruder und Schwester? Mann und Frau? Tochter und Vater?

All diese und mehr?

Wer ist von ihnen gestorben, wer lebt

und bestellte diese Grabplatte,

ein Denkmal der Begegnung?

Wer will sich wen zum Abschied

einprägen? nicht zaghaft, nicht gierig. Einprägen

muß man sich nur wenig, viel ertragen wir nicht:

Eine Handvoll heimatlicher Erde in der Fremde — mehr ist

nicht nötig.

Der Rest bleibt, wo es gut für ihn ist.

Der Blick ist aufmerksam; Tod, du wirst nicht versagen —

die zustehende Handvoll

jenem, der fortgeht, um uns betrübt. Wer geht denn fort?

der, wehmütig geworden in der langen Trennung,

die geliebte Hand

endlich berührt? —

Schatten zu Schatten, Gewesenes zu Gewesenem,

Weiße zu Weißem. Was sagen sie dort?

Sie sagen: — So ist das. — Ich schwöre, so ist das.

— So war es und so wird es sein,

selbst wenn es nicht sein wird. So.

Vorübergehender, liebe dein Leben,

sei dankbar dafür. Der Schatten braucht nicht viel:

ein Denkmal der Begegnung.

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