Ein Pfennig mehr pro Bahnkilometer

■ Fahrpreiserhöhungen ab 1. Januar 1993 beantragt

Frankfurt/Main (dpa/taz) – Alle Jahre wieder: Bahnfahren wird teurer. Vom 1. Januar an müssen Bundesbahn-Fahrgäste pro Bahnkilometer 24 statt bisher 23 Pfennig zahlen. Die Reichsbahn erhöht ihre Preise von 14 auf 15 Pfennig pro Kilometer, teilte Bahn-Sprecher Fridolin Schell gestern auf Anfrage mit. Dies entspricht einer Preiserhöhung von 4,35 Prozent bei der Bundesbahn und von 7,14 Prozent bei der Reichsbahn. Der Bundesverkehrsminister muß der Preiserhöhung noch zustimmen, bevor sie in Kraft treten kann. Eine Sprecherin des Verkehrsministeriums geht davon aus, daß die Prüfung spätestens Anfang nächster Woche abgeschlossen ist.

Die Bundesbahn begründet die Preisanhebungen mit erhöhten Kosten. Die Bahn müsse daher versuchen, die steigenden Ausgaben mit erhöhten Einnahmen „wieder einzuspielen“, so der Sprecher. Das staatliche Verkehrsunternehmen erwartet von der neuen Preisrunde zusätzliche Einnahmen von mehr als 200 Millionen Mark.

Am stärksten werden die sogenannten Sparpreise und Super- Sparpreise erhöht. Der Sparpreis (ohne ICE-Benutzung) soll nach den DB-Plänen zum 1. Januar von 190 auf 220 Mark angehoben werden, der Sparpreis mit ICE-Berechtigung von 220 auf 270 Mark. Der Super-Sparpreis, der die Bahnbenutzung am Freitag und Sonntag ausschließt, soll ohne ICE von 140 auf 170, mit ICE von 180 auf 220 Mark steigen.

Überdurchschnittlich stark werden die Preise auch im Nahverkehr angehoben: Je nach Entfernung werden sie bei der Bundesbahn um 20 bis 40 Pfennig teurer, bei der Reichsbahn zwischen 30 Pfennig und einer Mark. Monatskarten kosten in der alten Bundesrepublik – analog zur Preiserhöhung für das normale Ticket – künftig 4,35 Prozent, in den neuen Bundesländern 7,15 Prozent mehr. Berufspendler sollen nach den Plänen der Bahn mit einer Erhöhung um 5,3 Prozent weniger belastet werden als Schüler, deren Karten um 6,9 Prozent teurer werden sollen.

Zusätzliche Einnahmen von 65 Millionen Mark allein in diesem Jahr verspricht sich die Bahn auch von der BahnCard. „Es läuft hervorragend“, sagte eine Bundesbahnsprecherin gegenüber der taz. Rund 700.000 KundInnen haben sich bereits den im Normaltarif 220 Mark teuren Schein besorgt, der ein Jahr lang Bahnfahren zum halben Preis garantiert. Seit zwei Tagen bietet die Bahn auch für 440 Mark die BahnCard für die erste Klasse an. 6.500 haben bereits zugegriffen. An der desolaten Finanzsituation der Bahnen aber können auch die Fahrpreiserhöhungen und das kommerziell ausgerichtete Konzept der BahnCard nichts ändern. aje