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Die schicken Flieger ziehen nach Osten

■ Das Husumer Jagdbombengeschwader wird heute mit einem Festakt aufgelöst / Jetzt kommen die Patriot-Staffeln

wird heute mit einem Festakt aufgelöst / Jetzt kommen die Patriot-Staffeln

„Erst wird sich in Reihe aufgestellt, und dann wird linksrum gegrüßt und rechtsrum gegrüßt, das gehört beim Militär dazu“, spottet Oberstleutnant Helmut Krauß über einen Festakt, der heute in Husum stattfinden wird. Anlaß: die Auflösung des dortigen Fliegerhorstes.

Die Reihe der Soldaten wird ein letztes Mal vom „Kommodore“ abgeschritten, genauer: vom kommandierenden General der Luftflotte, Oberst Dirk Weimar. Er wird die Truppenfahne einsacken, doch niemand hier weiß genau, wohin er sie bringt. Die Fahne ist nicht nur das Zeichen des Jagdbombergeschwaders 41, des ersten Fliegerverbandes in Deutschland, der im Zuge der veränderten politischen Lage jetzt außer Dienst gestellt wird. Der Fahne ungewisses Schicksal symbolisiert gleichzeitig auch die unsichere Zukunft der Soldaten. Doch heute werden noch einmal vier Alpha-Jets, vier Tornados und vier F4, auch Phantom genannt, im Tiefflug über Husum hinwegbrausen.

Danach wird das Personal nach Schleswig-Jagel und auf andere Fluggeschwader umverteilt, die noch verbliebenen 15 Flugzeuge werden zum Schwester-Verband nach Oldenburg geflogen. Anschließend werden sie verkauft, die aussichtsreichsten Interessenten sind Dänemark und Österreich.

Hatte sich die Husumer Bevölkerung in den letzten Jahren über die flugbedingte Lärmbelästigung aufgeregt, befürchten nun die Kaufleute Umsatzeinbußen. Immerhin brachten die 1100 Soldaten und die dazugehörigen 350 zivilen Mitarbeiter jährlich 96 Millionen Mark in die Husumer Geschäftskassen.

Da stimmt auch nicht milde, daß ab dem 1. Januar 1993 Kaufkraft- Ersatz im Anmarsch ist: Im Zuge der allgemeinen Umschichtung von militärischer Technologie wird das Patriot-Verteidigungssystem in Husum stationiert werden. Das Flugabwehrgeschwader 1 wird sechs Patriot-Staffeln zur Verfügung haben, dies ergibt eine gleichzeitige Bereitstellung von 1556 Abschuß-Raketen. Doch trotz des Aufgebots von 1000 neuen Soldaten wird zunächst weniger Geld in die Kassen fließen: Die elitäre Flugwaffe hatte eindeutig mehr Sold zur Verfügung. Die im Schnitt weniger qualifizierten Flugabwehrsoldaten verdienen aber nicht nur weniger, sondern die volle Truppenstärke wird auch erst 1998 erreicht sein.

Mit der Jagdflieger-Herrlichkeit und den großen metallenen Vögeln ist es in Husum jedenfalls vorbei. Die Abschußgestelle der Patriot- Raketen werden bei weitem nicht so faszinierend sein, und auch die Uniformen der Flieger waren schicker: schnittige Overalls, puschelige schwarze Schuhe. Die Flugabwehr dagegen hat nur biedere blaue Pullover und Nato-grüne Hosen zu bieten. Annette Bolz

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