: Neue Profile für's Gymnasium
■ Bildungssystem nicht formal, sondern inhaltlich reformieren
Andreas Flitner wollte sich nicht festlegen. Der Erziehungswissenschaftler aus Jena, gestern Gast beim SPD-Forum „Zukunft der gymnasialen Bildung“, war schwer bemüht, im Bremer Schulstreit um die Einrichtung neuer Gymnasien keine Position zu beziehen. Die Frage nach gymnasialer Bildung sei keine Strukturfrage, sondern eine inhaltliche, erklärte er in gesetzten Worten. Bringfriede Kahrs, bildungspolitische Sprecherin, hatte recht behalten bei der Vorstellung ihres Referenten: Er sei, so kündigte sie gestern morgen an, „politisch unverdächtig“.
Trotzdem natürlich Reformen: Gymnasiale Bildung, darunter könne man sich zum Beispiel eine neue Oberstufe mit dem Schwerpunkt „Kommunikation“ vorstellen. Hauptfächer Deutsch, Informatik, derzeit praktiziert im Hamburger Brauer-Gymnasium. Oder Schwerpunkt „Umwelt“ oder Kultur fremder Länder“. Oder ein Werkgymnasium, derzeit in Heidenheim erprobt: „Solche Projekte bringen Reformimpulse über Inhalte, nicht über die Form“, erklärte Flitner. „Profile entwicklen“, nennt der Pädagoge sein Konzept.
Natürlich war auch keine Rede von einem möglichen Bremer Standort für Gymnasien. „Ich kenne die Bremer Verhältnisse nicht gut“, sagte Flitner. Erst als Bringfriede Kahrs selbst einräumte, daß „die SPD die Trennung der Sekundarstufen I und II in den siebziger Jahren etwas über's Knie gebrochen hat“, ergriff Flitner Position: Die SPD habe „die Strukturfrage in den letzten Jahren zu sehr in den Vordergrund gestellt“, die FDP täte in ihrem eigenen, liberalen Interesse gut daran, „Schulvielfalt über Inhalte, nicht über die Form zu fordern.“
Wieweit die SPD dieses Rat aufgreifen wird, entscheidet heute der Landesparteitag in Bremen- Nord. Im Leitantrag des Landesvorstandes heißt es eindeutig, daß „es keine eigenständigen, isolierten Gymnasien“ geben wird, erklärte Kahrs gestern. Lernen unter einem Dach, gemeinsames Lernen, davon gehen wir nicht herunter. Wir wollen schließlich einen Schritt nach vorne und keinen Rückschritt.“
mad
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