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„Nice Scheiß“ für den Gabentisch

Eßt Ölsardinen! Mit diesem Aufruf mobilisierte Hermann Gremliza nach der portugiesischen Nelkenrevolution die Linke. Folgsam kochten wir also dreimal die Woche „Spaghetti nach Art des Admirals“ (4Knoblauchzehen in reichlich Olivenöl andünsten, 2Dosen Ölsardinen zugeben, mit Weißwein ablöschen, mit 1Bund gehackter Petersilie und etwas Chili würzen, 5Minuten ziehen lassen und über die Nudeln schütten – fertig) und kauften die kleinen Dosen im Dutzend.

18 Jahre später fordert die taz: Trinkt bulgarischen Rotwein! Wie könnte man die zusammengebrochenen osteuropäischen Volkswirtschaften besser unterstützen als durch zügiges Leeren der Gläser? Solidarität ist ein mühsames Geschäft, in diesem Fall ist sie das reine Vergnügen. Horcht also auf, ihr Saufnasen: Für unschlagbare 6,99 Mark liefert die bulgarische Winzergenossenschaft Vinprom Suhindol zwei im kleinen Eichenholzfaß (Barrique) ausgebaute Weine (Cabernet und Merlot), die es qualitativ mit erheblich teureren Gewächsen aus Bordeaux mühelos aufnehmen. Der endgültige Geheimtip zum Fest: Rinderbackerl, geschmort in Burgundersoße, mit Grießklößchen und eine Kiste 84er Cabernet Sauvignon aus Bulgarien – die 13. Flasche gibt's gratis dazu.

Einziger der taz bekannter Anbieter des Weines ist übrigens Karstadt. Bevor jetzt die Abokündigungswelle auf breiter Front anläuft, sei klargestellt: Karstadt ist ein brutal kapitalistischer, ausschließlich an Profitmaximierung orientierter knallharter Ausbeuter und übler Konsumfetischist. Andererseits können wir aber nicht für jedes Fläschchen Wein nach Sofia jetten. So legen wir denn den eisernen Schwur ab, daß wir das Kaufhaus ausschließlich zum Erwerb des Bulgaren betreten, mögen uns die übrigen Waren noch so prostitutiv anspringen, wir kaufen nichts.

Sollte es aber irgendwo auf der Welt einen Wein geben, der zum selben Preis mehr bietet, so wären wir glücklich, ihn kennenzulernen. Manfred Kriener

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