■ Das Portrait: Mathilde Koller
Eigentlich wollte sie ja aus dem Verfassungsschutz aussteigen. Vierzehn Jahre war Mathilde Koller im Kölner Bundesamt tätig, zu dem sie nach ihrem Jura-Studium gestoßen war. Eine ihrer Kölner Stationen war der Bereich Linksextremismus; zuletzt war sie Büroleiterin beim Präsidenten. Vom Nato-Defense-College in Rom aus hätte sie nun gern den Sprung ins europäische Ausland gewagt, stattdessen kam sie nach Sachsen.
Mathilde Koller (42) hat den Aufbau des Verfassungsschutzes in Sachsen weitergeführt und das offiziell am 3.November gegründete Landesamt übernommen. Die sächsische Aufbauarbeit reicht bis zum Mai 1991 zurück. Erste Bausteine setzte der damalige Zittauer CDU- Landrat Heinz Eggert, jetzt als Innenminister ihr Chef. Bis zum Jahresende werden etwa 50 VerfassungsschützerInnen bei ihr tätig sein, letztlich sollen es 200 werden. Die gebürtige Saarländerin möchte „überwiegend sächsische Landeskinder“ um sich scharen und dem Landesamt lediglich ein „westliches Gerippe“ geben. Als sie in der sächsischen Presse annoncierte, meldeten sich 1.500 InteressentInnen. Daß in Sachsen eine Frau die Verfassung schützt, habe nichts mit geheimdienstlicher Quotierung zu tun. Es sei „Zufall“, winkt die lebhafte Präsidentin ab. „Eignung entscheidet bei uns, nicht das Geschlecht.“ Ihren Rückzug von Europa nach Sachsen begründet sie mit dem „Reiz, so eine Behörde von unten aufzubauen und auch Fehler zu vermeiden, die man erkannt hat.“ Sie sei „keine Fanatikerin des Verfassungsschutzes“. Jedes staatliche Organ müsse sich die Frage nach seiner Existenzberechtigung immer wieder selbst stellen. Die taz- Analyse „Nie war er so überflüssig wie heute“ habe sie sofort ausgeschnitten und an die KollegInnen verteilt. Sie dreht die These um: Wenn der Verfassungsschutz je wichtig war, dann jetzt. Gegenüber Foto Nr. 4
Foto: Katrin Laux
der Herausforderung von Rechts müsse er „beweisen, was er leisten kann, ob er was leisten kann“.
Als wichtigste Aufgabe des sächsischen Verfassungsschutzes formulierte Mathilde Koller, die Strukturen rechtsextremistischer Gruppen auszuleuchten. Eigene Ergebnisse liegen noch nicht vor, dafür sei das Landesamt „zu sehr am Anfang“. Die Gesellschaft müsse sich differenzierter mit dem Rechtsextremismus befassen, und dafür wolle sie mit ihrem Amt „die Facts auf den Tisch legen“. Detlef Krell
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