: Ein Verein soll's sein
■ Hamburger Sport Verein: Erneute Niederlage für Präsident Hunke / Spaltung in einen Amateur- und einen Proviverein vertagt
Erneute Niederlage für Präsident Hunke / Spaltung in einen Amateur- und einen Profiverein vertagt
Ähnlichkeiten mit Personen des politischen Lebens sind unverkennbar. Kein Flop, kein Skandal und keine Niederlage kann Jürgen Hunke, Präsident des Hamburger Sport Vereins, dazu veranlassen, seinen Sessel zu räumen. Auf der HSV-Mitgliederversammlung am Montag abend erlitt er eine weitere Abfuhr bei seinem Versuch, den Club in einen Profifußball- und einen Amateursportverein zu spalten.
Über 50 Prozent der anwesenden Mitglieder (insgesamt 408) stimmten einem Antrag von Ex- Präsident Dr. Peter Krohn zu, das Thema von der Tagesordnung zu streichen. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung soll im März, wenn konkrete Zahlen vorgelegt werden, erneut über den Teilungsvorschlag abstimmen. Hunkes Motive für die Spaltung des Vereins und den Verkauf des 130000 Quadratmeter großen Trainingsgeländes erscheinen verständlich. Denn: Bis zum Ende dieser Bundesligaspielzeit wird ein Defizit von fünf Millionen Mark in der Bundesligaabteilung prognostiziert. Genau diese Summe müßten Sponsoren aufbringen, um das Gelände in den Besitz des neuzugründenden HSV-Amateursports zu bringen. Somit könnte Hunke den Profi-Verein schuldenfrei seinem designierten Nachfolger (einem Hamburger Zahnersatzhersteller) übergeben. Dem Ego des alerten Neunundvierzigjährigen wäre damit gedient, der Verein indes stände dann ohne jeglichen Besitz da. Ein Zustand, den auch der vormalige Präsident Krohn anführte: „Eine Erbtante hinterläßt ein Schloß und zehn Millionen Mark Schulden. Verkauft man das Schloß, sind die Schulden weg, aber auch das Schloß.“
Prügel bezog Hunke auch für die Kosten der gescheiterten HSV-AG. Mit 944000 Mark belasten die Wolkenkuckucksheime des Versicherungskaufmanns die strapazierte HSV-Kasse. „Die Einführung der HSV-AG wird den Verein keinen Pfennig kosten“, fabulierte er noch im Vorjahr. Nun behauptet Hunke, daß durch die Existenz der Phantom-AG die Rechte des HSV besser vermarktet werden können. Sponsorenverträge im Wert von 304000 Mark sind nach seinen Aussagen durch die AG in den Verein geflossen. Bleibt eine Differenz von über 600000 Mark.
Persönliche Konsequenzen möchte der Versicherungsunternehmer mit dem zweifelhaften Geschäftsgebaren (so die Verbraucherzentrale) aus seinen Niederlagen nicht ziehen: „Ich bin bis November nächsten Jahres gewählt, und ich bin nie jemand gewesen, der fahnenflüchtig wird.“ Mehr noch: Es gelang ihm, seinen designierten Nachfolger Ronny Wulff für den scheidenden Schatzmeister Manhard Gerber als neuen Finanzboß des Vereins zu installieren. Kai Rehländer
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