■ Kommentar: Hoffnung aufgezehrt
Die Berliner PDS hat kein Glück mit dem timing: Den letzten Landesparteitag, bei dem man die neugewonnene Zustimmung aus der Kommunalwahl feiern wollte, vermasselte die Stasi-Enttarnung des dann zurückgetretenen Parteivorsitzenden Brie. Den zweiten Anlauf überschattet nun der angekündigte Rücktritt Gregor Gysis. Die Partei hat gelassene Worte parat – nun könne die Last auf viele Schultern verteilt werden –, die nur ein Pfeifen im dunklen Wald sind. Jeder weiß, wie äußerst heterogene Strömungen mit dem Schnellkleber „Gregor“ zusammengehalten werden, und wagt nicht einmal, sich dies einzugestehen. Gregor Gysi ist personalidentisch mit den Hoffnungen auf neue Stärke, ist Deckmantel für alte Kader und Projektionsfläche für die Hoffnung der Linken jenseits der Grünen, in der PDS die sozialistische Utopie neu zu beleben. Die Tragik für letztere: Die Hoffnungen sind nahezu aufgezehrt, aber die Partei nicht vorangekommen. Wie ein Klotz hängt die Vergangenheit an der PDS, und einige bedauern inzwischen, allein aus vermögensrechtlichen Gründen die Nachfolge der SED angetreten zu haben. Zur eigenständigen Politik hat die PDS nicht gefunden, und wo sie stark ist in der Stadt, da hat sie durch Mißstände Stimmen auf sich vereinigt fast ohne eigenes Zutun. Isoliert im Abgeordnetenhaus, weil man an den Stasi-belasteten Genossen festhält, ist der Parteitag eine Scherbenveranstaltung. Mancher ahnt: Jetzt fällt auseinander, was nicht zusammengehört. Gerd Nowakowski
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