: Gewalt-betr.: "Demokratische Waffen", Kommentar von Gerd Nowakowski, "Beim nächsten Mal kauf'ich mir 'ne Wumme", taz vom 27.11.92
betr.: „Demokratische Waffen“, Kommentar von Gerd Nowakowski, „Beim nächsten Mal kauf' ich mir 'ne Wumme“,
taz vom 27.11.92
Wir protestieren gegen den Versuch, den antifaschistischen Widerstand an einer abstrakten Gewaltdiskussion zu messen und zu polarisieren und damit Spaltung und Entsolidarisierung Vorschub zu leisten.
Die vorgebliche „Gewaltfreiheit“ von Gerd Nowakowski ist keine glaubwürdige pazifistische Position, denn sie ist blind für die Staatsgewalt, deren Durchgreifen mit „...unnachgiebiger Härte...“ sogar offensichtlich gefordert wird; und blind für die strukturelle Gewalt des Rechts-Staates BRD, die sich u. a. in rassistischen „AusländerInnengesetzen“, brutaler Abschiebepraxis, völkischem Verständnis von Staatsbürgerschaft usw. manifestiert, die ausgeblendet wird, wenn Gerd Nowakowski von „Gewalt“ spricht.
Eine solche Gewaltdiskussion ist absurd für Menschen, die, weil sie nicht den arischen Normen (weiß, heterosexuell, ordentlich...) weiter Bevölkerungsteile entsprechen, tagtäglich um ihr Leben und ihre Gesundheit bangen müssen. Für diese Menschen und alle AntifaschistInnen, die mit ihnen solidarisch sein möchten, stellt sich die Frage nach Gewalt oder Gewaltfreiheit so nicht.
Sie stellt sich konkret und alltäglich im Versuch der Selbstverteidigung gegen faschistischen und dumpfdeutschen Terror auf der Straße sowie beim Widerstand gegen rassistische Staatspraxis bei Abschiebungen, in Behörden, mit polizeilicher Repression gegen AntifaschistInnen und andere, die das Gewaltmonopol des Staates nicht anerkennen können, weil es prinzipiell gegen ihre Lebensinteressen gerichtet ist und einzig der Herrschaftssicherung in der Metropole BRD dient.
Wenn Gerd Nowakowski diese Staatsgewalt genauso kritisch hinterfragen würde wie den militanten antifaschistischen Selbstschutz, wäre dies ein konstruktiver Beitrag geworden! Darüber hinaus sind wir auch der Meinung, daß es in der Tat politischer Strategien bedarf, um den Rassismus aus den Köpfen zu vertreiben; das kann jedoch erst dann wirksam geschehen, wenn der faschistische Terror auf der Straße gebrochen ist. [...] Antifa-Kontaktstelle
am AStA-FU, Berlin
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