piwik no script img

Protest gegen den „Großflugtag“

■ Betriebsräte-Demo gegen Treuhand-Entlassungen geplant

Berlin. Am kommenden Dienstag hat die Berliner Betriebsräte- Initiative zu einer großen Protestdemonstration vor der Treuhand- Zentrale in Mitte aufgerufen: Rechtzeitig zu Weihnachten will die öffentlich-rechtliche Anstalt des Bundesfinanzministeriums nämlich ein weiteres Mal eine knappe Viertelmillion ostdeutscher Arbeitnehmer aus ihren noch gut dreitausend Betrieben entlassen. Fast hundert Treuhand- Firmen sollen vollständig liquidiert werden. Erst danach soll die jüngst von Bundeskanzler Helmut Kohl verfügte „Erhaltung der industriellen Restkerne“ anlaufen. Deswegen erscheint das Info der „Berliner Betriebs- und Personalräte-Initiative“ am kommenden Samstag zum zweiten Mal als Verleger-Beilage der taz.

Die Initiative entstand Anfang des Jahres aus der Solidarität einiger Ost- und Westberliner Großbetriebe mit dem Widerstand der Narva-Belegschaft gegen die Machenschaften von Elektrokartell, Treuhand und Klingbeil-Konsortium. Mittlerweile hat die Treuhand mit ihrer Salamitaktik der Massenentlassungen bewirkt, daß für die betroffenen Arbeitnehmer- Vertreter Betriebs- und Belegschaftsinteressen nahezu identisch sind. Um weitere „Großflugtage“ (so heißen die Entlassungen im Treuhand-Jargon) zu verhindern, entstanden in Rostock, Greifswald und im Chemie-Dreieck ebenfalls Betriebsräte-Initiativen, die schon bald von der IG Metall, IG Chemie und DGB bekämpft wurden – erst einmal mit den Mitteln der Denunziation: Den West-Funktionären mißfiel darin vor allem das wachsende Selbstbewußtsein der ostdeutschen Betriebsräte, daneben paßten deren branchen- und regionübergreifende Aktivitäten einfach nicht in die traditionelle Gewerkschaftspolitik.

Desungeachtet organisierten die Initiativen mehrere Kongresse und Demonstrationen sowie eine Protestfahrt nach Bonn. Außerdem intensivierten die „Betriebsräte für gegenseitige Wirtschaftshilfe“ (B-RGW) ihre Vernetzung untereinander, wozu auch das Info dient. Die Delegierten tagen nahezu jeden Mittwoch im Gewerkschaftshaus am Märkischen Ufer, im Sitzungssaal des DGB-Landesverbandes Helmut Höge

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen