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Wehrhafte Mädchen

■ Programm gegen Gewalt in Schulen

Berlin. Für manche Berliner Schülerin wird der Schulalltag nicht nur wegen ungerechter Lehrer oder bohrender Langeweile zur Qual. „Die Jungs, die kommen in die Klasse hochgerannt, werfen das Mädchen auf den Boden. Zwei halten sie fest, und der andere setzt sich dann auf ihren Bauch und faßt sie voll an. Das ist bei mir auch immer so. Die sind immer zu mehreren“, sagt eine 14jährige. Eine andere wurde auf einer Klassenfahrt von einem Jungen fast vergewaltigt. „Sie war geschockt, hat versucht, sich zu wehren. Wenn sie mir das heute erzählt, schämt sie sich und sagt, sie hat immer noch Angst“, erzählt ihre Freundin.

Gewalt an den Schulen ist nie geschlechtsneutral. „In der Regel geht sie von Jungen aus und richtet sich gegen Mädchen oder auch gegen kleinere Jungen“, sagte Frauensenatorin Christine Bergmann (SPD). Sie stellte gestern eine von ihrer Senatsverwaltung erstellte Broschüre zum Thema „Gewalt gegen Mädchen an Schulen“ vor. Neben Erfahrungsberichten von Schülerinnen sind die Beiträge einer Anhörung zu dem Thema sowie der Stand der Gewaltdiskussion dokumentiert. „Das Thema muß in Zusammenhang mit den weltweiten Gewalttaten an Frauen gesehen werden“, sagte die Senatorin und verwies auf systematische Vergewaltigungen sowie die alltägliche Gewalt gegen Frauen. Gewalt an Schulen spiegele auch gesellschaftliche Machtverhältnisse und Rollenzuweisungen. „Die Erziehung der Jungen, die immer noch auf Durchsetzungsvermögen und Dominanzdenken zielt, bereitet der Gewaltbereitschaft den Boden. Mädchen dagegen werden zu Fügsamkeit und Zurückhaltung erzogen.“

Um der stetig steigenden Gewalt an Schulen entgegenzuwirken, plane man zusammen mit der Schulsenatsverwaltung einen Modellversuch an zunächst fünf Berliner Schulen. „Selbstbehauptungskurse für Mädchen sollen an deren Veränderungspotentialen und Stärken ansetzen“, erläuterte Bergmann. Die Mädchen sollten auch lernen, sich notfalls körperlich zu wehren. Vor allem sollten sie selbstbewußter werden und Gewaltsituationen richtig einschätzen können. In getrennten Kursen sollten die Jungen sich mit ihrem Rollenverständnis auseinandersetzen und lernen, Konflikte gewaltfrei zu lösen. cor

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