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Ein Lichtlein brennt ...

KOMMENTAR

Ein Lichtlein brennt ...

Einige hunderttausend Menschen werden morgen zu einem Selbsterfahrungs-Happening besonderer Art pilgern: Adventsdemo gegen Rassismus, Nazis und Rechtsradikalismus. Zum Glück: 1992 ist nicht 1932.

Wir können ein buntes Bild erwarten: Rechtskonservative, Springerjournalisten, Grundgesetzzerstörer, Brandstifter, die seit Monaten von Asylantenschwemme reden, Linksliberale, Grundgesetzwahrer, HamburgerInnen ohne Personalausweis der BRD, Kinder, Opas, Arbeiter, Kulturschaffende, BigBosse und viele kleine Lichter ...

Manche aufrechte Linke finden das empörend: Dürfen Mitschuldige neben Opfern demonstrieren? Diese Linken könnten in Versuchung sein, angestrengt nachzuweisen, daß sie anders sind. Bei einer Lichterkette ist das schwierig. Soll man die Kerzen färben? Einen Block autonomer schwarzer Kerzen für eine multikulturelle Internationale? Voscherau sein Lichtlein ausblasen?

Ich halte diese Bauchschmerzen für echt krank. Eine richtige Sache wird doch nicht durch einige Trittbrettfahrer falsch. Die Einwohner ohne BRD-Ausweis haben ein Anrecht darauf, daß die rassistische Gewalt geächtet wird. Dazu leistet ein Lichtermeer in den Münchner Dimensionen — dort war jede Dritte auf der Straße! — einen unübersehbaren Beitrag. Schließlich darf auch der Selbsthypnosewert derartiger Demos nicht unterschätzt werden: Rituell-wohlige Gemeinschaftserlebnisse wirken bewußtseinsprägend. Sollte das Lichtermeer auch nur ein bißchen dazu beitragen, BürgerInnen ohne Personalausweis Mut zu machen, Nazis einzuschüchtern und Politikern die Angst vor den Stammtischen zu nehmen — es wäre viel gewonnen. Vielleicht lernen ja auch CDU und SPD einmal, was ihren konservativen vordemokratischen Vorfahren pures Selbstverständnis war: In Hamburg gibt es keine Ausländer, nur Einwohner und Ureinwohner. F. Marten (Zuzügler und Alemanne)

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