: Die $%ioҤ?k vn4n Babel
■ Neu in der Weserburg: Bücher über Bücher, den Lesern den Rücken zukehrend oder aus Konfetti erstanden
Hinauf in den zweiten Stock der Weserburg, schon stehn Sie in einem kleinen Gemach und sehen „Bücher über Bücher“ im künstlerischen Sinne, nämlich solche, die ihrer selber inne und demnach Objekt geworden sind: Ein eingemauertes Buch von Wolf Vostell, ein Bilderbuch mit Bildern, wo die umblätternden Daumen schon gratis eingebaut sind, eines, das man mit einem Buchstabenknödel bestempelt hat oder eines, das sich kurzum „Buch“ nennt und nur Seiten enthält, die sich selber beschreiben.
Ja, wenn die Bücher sich einmal fragen, wer sie sind, geht's drunter und drüber im Regal, und der Geistesblitz muß sich mit dem größten Stuß vertragen, zum Beispiel von Timm Ulrichs, der einigen Buchobjekten einfach den Rücken bedruckt hat: „Den Lesern den Rücken zukehrend“, worauf man schon kommen muß.
Auch andere haben einfach das Nächstbeste wörtlich genommen bzw. sich gekrallt: Ein Buch von Borges sehen wir, nämlich die „Bibliothek von Babel“, allwo die Lettern fotochemisch zur Unleserlichkeit, nicht wahr, verflüssigt wurden; oder, ein bißchen intelligenter, das dickleibige Daumenkino von Joana Adamczewska: Da ordnet sich, so man's durchblättert, das Würmergeschlingsel der ersten Seiten mühselig zur Buchstabenförmigkeit und schlußendlich zum Satz: „Im Anfang war das
hier bitte den weißen Koffer
mit den weißen Büchern
Marcel Van Maele, Ohne Titel, 1978. Wenn Bücher sich selbst befragen...Foto: J.Fliegner
Wort.“
Ein anderes Daumenkino zeigt einen Mann, der ein Daumenkino durchblättert, Buchseiten hängen an der Wand mit dem einzigen Aufdruck „Some-t
hing is written here“; überhaupt nehmen die Spiele mit dem kalten Feuerchen des Autismus kein Ende. Freilich fehlt auch der Metamorphosengedanke nicht: Einer hat ein Buch zerfitzelt, den
Konfettihaufen mit Leim angerührt und wiederum Papier geschöpft und zu einem neuen Buch gebunden. Da sieht man noch die alte Druckerschwärze herausschimmern und hat seine
kleine Freude am Entziffern, zumal wenn man weiß: Das war einmal ein Krimi. schak
Ab sofort anzusehen im Neuen Museum Weserburg, Die.-Fr. 10-18, Sa.+So. 11-18 Uhr
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