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Distribution soll Hafen retten

■ 1.400 Hafenarbeiter der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft ab Januar in Kurzarbeit

Konzertiert schritten Bremens Hafensenator Uwe Beckmeyer und Rolf Fastenau, der Vorstandsvorsitzende der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG), zur publizistischen Schadensbegrenzung: 1.400 von insgesamt 1.860 Hafenarbeitern der BLG im Bereich Bremen Stadt werden ab 1. Januar kurz arbeiten. Doch Hafensenator und BLG versuchten, gedämpften Optimismus zu verbreiten. Für 1992 rechne er insgesamt mit einem Seegüterumschlag in den Häfen Bremen und Bremerhaven, der das Vorjahresergebnis knapp erreicht, verkündete der Hafensenator: insgesamt 30 Millionen Tonnen. „Neues Rekordergebnis“ im Containerumschlag, lautete seine frohe Botschaft: „Das Umschlagergebnis führt stabil in die Zukunft.“

Allerdings, die Häfen in Bremen Stadt habe der konjunkturelle Einbruch „voll erwischt“, räumte der Vorstandsvorsitzende der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft, Rolf Fastenau, ein. Mit der Kurzarbeit wolle die BLG „Entlassungen vermeiden und wieder Anschluß an konjunkturell bessere Zeiten“ finden. Denn, so hofft der Vorstandsvorsitzende: „Der Zustand in Osteuropa ist nicht dauerhaft. Der wirtschaftliche Er

Kaum noch Arbeit in Bremer HäfenFoto: Katja Heddinga

folg wird und muß kommen.“

Hafensenator und BLG sprechen von einer konjunkturellen „Delle“ im Hafen, die sie dem Einbruch des Geschäfts mit Osteuropa zuschreiben. „Bis zu eine Million Tonnen Großröhren“ für die Sowjetunion seien in guten Jahren in Bremen umgeschlagen worden, sagt Fastenau. Doch baldige Besserung ist nicht in Sicht. Auf unbestimmte Zeit hat die BLG Kurzarbeit angemeldet, und erst für die Jahreswende 1993/94 rechnet Fastenau mit einer „Umkehr des negativen Trends“.

Das Zauberwort, mit dem BLG und Hafensenator Schaden vom Hafen wenden und die Arbeit dort mehren wollen, lautet „Distribution“. Man müsse in Bremen und Bremerhaven „physisch mit der Ware mehr tun“, fordert Beckmeyer und spricht von einer „bahnbrechenden Dienstlei

stung“. Zum Beispiel: Jeans mit Etiketten versehen und umfärben. Immerhin herrsche in der Distribution Vollbeschäftigung, betonen Hafensenator und BLG-Chef unisono. 130 MitarbeiterInnen sind im Außenhandelszentrum, der Distributionszentrale der BLG, beschäftigt. Hier, im Neustädter Hafen, lagert die BLG Ersatzteile für VW und stellt Woche für Woche auf Bestellung Sortimente für Krims-Krams-Läden zusammen.

Doch die Dienstleistungen, so Beckmeyer, müßten von den Kosten her wettbewerbsfähig bleiben. Darum soll gleichzeitig die „Bremer Hafentelematik“, die elektronische Kommunikation innerhalb der Hafenbetriebe und zwischen ihnen, ausgebaut werden. Ein „Megasprung auf dem Weg zum papierlosen Hafen“, findet der Hafensenator.

370 MitarbeiterInnen hat die BLG, die 58 Prozent des gesamten Hafenumschlags abwickelt, in diesem Jahr in den vorzeitigen Ruhestand entlassen. Die kleineren im Hafen ansässigen Stauereien wollen weitere 180 Mitarbeiter abbauen, der Gesamthafenbetrieb, der seine Arbeiter in Spitzenzeiten an die anderen Hafenbetriebe ausleiht, 50.

110 Millionen Mark wollen Hafenressort und BLG in diesem Jahr in die Bremer Häfen inklusive Ausbau des Containerterminals III investieren, 160 Millionen sollen es im nächsten Jahr sein.

Eine Kooperation mit dem benachbarten Hamburger Hafen kann sich der Senator trotz Krise nicht vorstellen: „Wir haben uns durch den Wettbewerb spezialisiert, und wir werden ein gesundes Konkurrenzverhältnis behalten und brauchen.“ Diemut Roether

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