: Zimmerantennen und Patenschaften gesucht
■ Nachbarschafts-Ini hilft Flüchtlingen im Containerdorf Hagenbeckstraße / Auf die Ankubft der Migranten gur vorbereitet
/ Auf die Ankunft der Migranten gut vorbereitet
Sie nennen sich „Initiative für gute Nachbarschaft“ und wollen sich das „Ticket ins Paradies“ verdienen. Mit diesen ironischen Worten beantwortet Initiativsprecher Jens Kastner die Frage nach seiner Motivation. Es gehe darum, „Menschen, die in Not sind, denen versuche ich zu helfen“, erklärt der Versicherungsangestellte. Gemeinsam mit rund 70 Frauen und Männern kümmert er sich um 120 AsylbewerberInnen im Containerdorf Hagenbeckstraße.
Seit dem 5. Oktober dieses Jahres stehen die Blechhütten auf einem freien Gelände der Gesamtschule Stellingen. „Drei Wochen bevor die Wohncontainer hier aufgestellt wurden, hat man den Elternrat informiert“, berichtet der 34jährige. Seine Tochter besucht die Schule. Die Eltern seien alle überzeugt gewesen, helfen zu müssen und stellten sogleich Forderungen auf. So verlangten sie vom Bezirksamt, daß vorwiegend Familien untergebracht und nicht mehr als zwei bis drei Nationalitäten zusammengewürfelt werden. Außerdem sollten Gemeinschaftsräume eingerichtet werden. „Es sind zwar doch Menschen aus mehr als drei verschiedenen Ländern, die anderen Forderungen sind jedoch erfüllt worden“, sagt Jens Kastner. So gibt es jetzt einen Container, indem sich die Kinder treffen, um gemeinsam zu spielen. Andere dienen als Schulungsraum für den angebotenen Deutschunterricht und als Gruppenraum für regelmäßige Kaffee-Treffen.
Als die ersten MigrantInnen ankamen, wurden auch die BewohnerInnen des gegenüberliegenden Studentenwohnheims aufmerksam: „Wir stellten Wegweiser auf, halfen Bettwäsche zu verteilen und dolmetschten“, berichtet der Psychologiestudent Ralph Kortewille. So lernten sich der Elternbeirat und die Studentengruppe kennen, bildeten die „Initiative für gute Nachbarschaft“.
Seitdem haben sie einiges bewegt: So wurden Bedienungsanleitungen für Waschmaschinen übersetzt, Anträge für Inventar bei Ämtern gestellt und Kontakte zu Menschen, die helfen wollen, koordiniert. „Es ist wichtig, daß die Behörden den Initiativen zuhören“, sagt Ralph Kortewille, da oft schon Kleinigkeiten wichtig seien. So bekomme zwar jeder Asylbewerber Kochgeschirr, Teller und Besteck, doch an Behältern für übriggeblie-
1benes Essen, um es in den Kühlschrank zu stellen, habe niemand gedacht.
Unterstützung wird immer noch gebraucht. Besonders Patenschaf-
1ten zu MigrantInnen-Familien, die mit den Menschen etwas unternehmen, sind erwünscht. „Doch auch Sachspenden, wie zum Beispiel Zimmerantennen, werden gerne
1genommen“, sagt Jens Kastner, der viel Freizeit für das Containerdorf opfert.
Sein Ticket ins Paradies hat sich bestimmt schon verdient. ach
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen