piwik no script img

Bärenführer: Chronik aus Tanz und Tod

Der Bär, tanzt er noch? Sinti und Roma, als Schausteller unterwegs. Vom Ende eines Gewerbes  ■ Von Reimar Gilsenbach

Der Bär, die Longe, das Tamburin, Schellen daran – frühe Erinnerungen sind wie unscharfe Fotos, nicht fixierbar. Ich mag vier gewesen sein oder fünf, als ich die Bärenführer gesehen habe. Duisburg- Hochfeld, Rheinhauser Straße, an der Ecke ein unbebautes Grundstück. Dort standen sie eines Tages mit ihren Wagen. Wir Kinder liefen in Scharen hin, staunten. Zigeuner! Fremd gekleidet, dunkel, ein wenig zum Fürchten und doch anziehend, farbiges Schaustück im grauen Kohlenpott, Gaudium der kleinen Leute, Billigtheater für Arbeitslose, Sensation der engen Straßen und Höfe.

Der Bär auf den Hinterpranken, sein schwerfälliger Tanz, der trommelnde Klang des Tamburins – das Bild verschwimmt. Mein Haar ist grau, die Bärenführer hat der Holocaust verschlungen, die Unschuld verkam zu Ängsten, nie wieder werde ich die Rufe der Zigeuner hören und das Brummen der Bären, nie wieder mein eigenes Kinderlachen und das Händeklatschen meiner Spielgefährten.

Bärenführer – den Kindern ein Vergnügen, der Obrigkeit ein Greuel. Laßt euch nicht mit Bärenführern ein! Nicht mit Schlangenbeschwörern und Wahrsagern! Schon Athanasius X. – er amtierte um 1300 als Patriarch von Konstantinopel – schärfte es in einem Rundbrief seinen Geistlichen ein. Diese Warnung, so der Patriarch, sollten sie einer jeden christlichen Gemeinde bekannt machen. Vor allem aber dürften Gläubige „den Athinganern nicht erlauben, ihr Haus zu betreten, denn sie lehren Teufelszeug“1.

Auf die Athinganer geht das Wort „Zigeuner“ zurück. Schon bei ihrem frühesten Auftreten in Europa, so ist aus dem Brief des Patriarchen zu schließen, waren demnach Bärenführer unter den fahrenden Roma. Die Kirchenoberen sahen in ihnen Heiden und wetterten gegen die fremden Gaukler, was das Zeug hielt.

Erst zwei Jahrhunderte später kommt aus deutschen Landen eine erste Nachricht über bärenführende Zigeuner: 1522 treten sie während eines Schützenfestes in Siegburg auf, einem Ort nördlich von Bonn. Ihr Programm läßt auf Sinti-Artisten schließen: Sie führen einen Tanzbären vor, jonglieren mit Bällen und Messern, treiben Wahrsagerei.

Eine alte Sintiza liest einem Mann mit Namen Kerstgen Strahlen von Linz die Zukunft aus der Hand. Dabei macht sie die Anspielung, sein Eheweib gehe fremd. Im Nu ist der Teufel los! Kerstgen und ein anderer Besucher des Schützenfestes – vermutlich der Liebhaber – stechen mit Messern aufeinander ein. Eine allgemeine Schlägerei bricht aus, zwei Leute werden getötet, viele verwundet. Der verängstigte Tanzbär reißt sich los und rennt mehrere Frauen über den Haufen.

Die Schuld an dem Vorfall wird den Sinti in die Schuhe geschoben, obwohl sie an dem Streit gar nicht beteiligt waren. Sie werden verhaftet und zu Prügelstrafe und Ausweisung verurteilt. Die Wahrsagerin entgeht nur mit knapper Not der Todesstrafe.

Bald darauf, am 13.September 1522, verbietet der Abt des Klosters Siegburg, „fahrendes Volk, welches mit Singen und Gaukelspiel viel Unrat und Perturbierung (Verwirrung) frommer Christenleute anrichte, zu den Spielen zuzulassen“2. Die Sinti sind zu dieser Zeit längst über alle Berge, mit ihnen der Bär.

In manchen ethnisch-sozialen Gruppen war das Vorführen dressierter Bären der bestimmende Broterwerb, so bei den Ursari, die ihren Namen von lateinisch ursus, der Bär, tragen. Im Ungarischen heißt Meister Petz medve, nach ihm sind die Medvasi benannt.

Zeigten Gaukler und Bärenführer ihre Künste, dann strömte schaulustiges Volk herbei. Für die Obrigkeit aber blieben fahrende Leute stets ein Element der Unordnung, argewöhnisch überwacht, tunlichst vertrieben. Eines von zahllosen „Zigeuneredikten“ war der Erlaß des Polizeiministers der königlich-preußischen Regierung zu Frankfurt an der Oder vom 31.Juli 1817: „Wenngleich den auswärtigen Marktschreiern, Topfbindern, Kammerjägern, Scherenschleifern, Marionettenspielern, reisenden Musikanten, Olitätenhändlern und anderen in diese Klasse gehörigen Personen der Aufenthalt in den Königlichen Staaten durch mehrere Gesetze ausdrücklich verboten worden, so sind doch seit einiger Zeit, namentlich bei der letzten allgemeinen Landes-Visitation, mehrere dieser Personen und insonderheit viele, die mit Olitäten3 und Arzenei-Mitteln handeln, angetroffen worden.“ Sie dürfen nicht über die Grenze gelassen werden, bereits eingereiste sind abzuschieben.4

Nachdem 1854 in Rumänien die Sklaverei der Roma aufgehoben worden war, nutzten viele von ihnen die neugewonnene Freiheit und wanderten aus. Auch Bärenführer zog es immer wieder gen Westen. Im September 1870 kamen nacheinander drei Rom- Trupps mit insgesamt zwölf Tanzbären durch Berlin.5

Verschärftes Vorgehen gegen das „Unwesen der ausländischen Landstreicher“ war die Folge. Ein besonders pedantisches Edikt erließ die königlich-preußische Regierung zu Potsdam am 17.Juli 1880. Absatz4 bestimmte: „Banden von diesen ausländischen Hausierern, Zigeunern, Bärenführern, Kesselflickern u. dgl. mit Weibern und Kindern sind, wo sie auch betroffen werden, unter allen Umständen, auch wenn sie sich im Besitz von Reisedokumenten befinden, zu verhaften und demnächst unter sicherer Bedeckung, in der Regel unter Leitung zuverlässiger Gendarmen, über die nächstgelegene preußische Grenze zu bringen.“ Unter den zu vertreibenden Ausländern werden auch Mäusefallenhändler aufgeführt, slowakische Kesselflicker und italienische Musikanten, Fahrende also, die vor allem auf dem Lande ihre Dienste anboten, durchaus gebraucht wurden und ein wenig Farbe in den tristen Alltag brachten.

1899 setzte vor allem in Bayern die Erfassung und harte Verfolgung aller Zigeuner ein. Wer von ihnen die Staatsangehörigkeit in einem deutschen Land nicht nachweisen konnte, wurde über die nächstbeste Grenze „gestellt“. Am 26.Februar 1903 wurden Marinko Jovanovic und Konstantin Golubovic aus Bayern nach Österreich „verschubt“, am 20.Mai 1903 Mitar Stefanowic, im Oktober 1903 die Gruppe des Theodor Jovanovic, am 3.März 1904 Peter und Stephan Gyorghevitsch, auch Lazar Radosaljevic – ihren Namen nach gehören sie alle zu den Bärenführer-Roma.6

Gewitzt wie sie sind, fanden die meisten von ihnen über kurz oder lang den Weg ins Deutsche Reich zurück. Das Städtchen Gerresheim im Landkreis Düsseldorf meldete am 11.April 1908 den Durchzug mehrerer Familien von Bärenführern, unter ihnen Mofer (?) Steancovic aus Serbien, Peter Jozovic aus Slavonien und Jakob Petrovic aus Bagdad. Möglich, ja wahrscheinlich, daß es sich um muslimische Roma handelte, Bärenführer, die durch viele Länder gereist, an Behördenschikanen gewöhnt waren.

Ein Polizeitrick, den ungeliebten Bärenführern das Land zu vermiesen, war es, ihre Wandergewerbescheine peinlich genau zu kontrollieren. 1912 traten in Rathenow drei Rom-Familien auf, die in der Türkei geborenen Bärenführer Stefan Jovanowitsch, 43 Jahre, Marineovich, 32 Jahre, und Johann Gyondjic, 31 Jahre. Der Landrat berichtete am 27.August: „Die Wandergewerbescheine waren nicht für den Regierungsbezirk Potsdam ausgedehnt. Außerdem zogen sie in einer Horde, wodurch sie die Sicherheit der öffentlichen Straßen gefährdeten.“7 Jede Gruppe, in der auch nur ein einziger Rom mitreiste, der nicht im engsten Sinne zur Familie zählte, galt im Polizeiverständnis als „Horde“. Ja, es genügte schon, daß ein Ehepaar nur „auf Zigeunerart“, nicht aber standesamtlich verheiratet war, um sie als Horde abzuqualifizieren.

Obwohl die Sinti sich nach Sprache, Sitte und Aussehen stark von den Bärenführer-Roma unterschieden, kamen sie gewöhnlich ganz gut miteinander aus. Oft standen ihre Wohnwagen an denselben Plätzen, und so blieb auch die Liebe nicht aus. In einer Magdeburger Polizeiakte ist vermerkt, der Türke Risto Miladinovitc habe um 1914 die fünfzehnjährige Maria Laubinger „gekauft“8 – worin sich nur ausdrückt, daß die Polizei nichts von den Ehesitten der „Zigeuner“ verstand. Der Sintu „entführt“ seine Liebste, der Bärenführer zahlt einen Brautpreis für sie – beide Formen der Heirat sind altüberliefert und wohlgesittet. Schon der biblische Jakob mußte, da er den Brautpreis für Rahel nicht aufbringen konnte, zweimal sieben Jahre um sie dienen – alttestamentliche Brautwerbung, von Menschenhandel nicht die Spur.

Kaum waren Kaiser Wilhelms Landser in den Ersten Weltkrieg aufgebrochen, da gerieten die Bärenführer auch schon unter den Verdacht aller Verdächte: Sie seien Spione. Nun mag der Teufel wissen, wie und für welche Macht Roma, mit Bären umherziehend, von der Polizei streng überwacht und des Schreibens unkundig, das preußisch-deutsche Armeewesen auskundschaften sollten, daß sie zu Sündenböcken werden, hat eine irrationale Ursache: Je aussichtsloser Frontarmeen verbluten, um so verbitterter argwöhnen Generalstabsoffiziere, die Zigeuner könnten am militärischen Desaster schuld sein.

Das preußisch-königliche Kriegsministerium erklärte am 25.Januar 1917, in den Marken zögen „noch viele Zigeuner- und sogenannte Bärenführer-Banden“ umher, sie gäben sich als „Angehörige befreundeter oder neutraler Staaten“ aus. Das Oberkommando äußerte den Verdacht, „daß feindliche Agenten sich diese Art des Umherziehens zu Nutzen machen, um Spionage zu treiben usw.“ Zudem fänden Fahnenflüchtige „leicht Unterschlupf bei solchen Banden“. Der Chef des Stabes ersuchte die Regierungspräsidenten „ergebenst um gefällige Mitteilung, ob in dem dortigen Bezirk Beobachtungen der angegebenen Art gemacht sind“. Schluß des Vorgangs, keine Rückmeldungen – die Generalität blieb mit ihrem Argwohn allein.9

Im Jahr darauf brachen die Fronten zusammen, Kaiser Wilhelm II. ging ins holländische Exil Holz hacken, Arbeiter- und Soldatenräte übernahmen die Macht. Grünes Licht für gaukelnde, musizierende, bärenführende Sinti und Roma! Zu Löwenberg (Mark) genehmigt der Arbeiterrat am 26.März 1919 dem durchziehenden Sintu Gottlieb Bamberger, geb. am 27.4. 1889, mit seinem Marionettentheater im Gasthof von Albert Schneider aufzutreten. Wachtmeister Schönke erhebt Einspruch, jedoch der Arbeiterrat „übernimmt die Verantwortung“. Schönke meldet den Vorfall seinem Amtsvorsteher und befürchtet: „Wenn aber die Zigeuner von

Fortsetzung nächste Seite

Fortsetzung

den örtlichen Arbeiterräten in der Weise unterstützt werden, wie es hier in Löwenberg geschehen ist, so ist zu befürchten, daß die Zigeunerplage bald wieder zu einer Landplage ausarten wird.“ Amtsvorsteher Linde gibt die Meldung an den Landrat in Neuruppin weiter mit der Bitte, „eine Entscheidung darüber herbeizuführen, ob der Arbeiterrat in Löwenberg wirklich befugt sein soll, polizeiliche Funktionen in der nebenstehend geschilderten Weise ausüben zu dürfen“. Die deutsche Novemberrevolution endet in Halbheiten, der Arbeiterrat von Löwenberg dankt ab, Wachtmeister Schönke ist – wie gehabt – allein befugt, sein „Zigeunerunwesen“ zu bekämpfen.10

Ende März 1930 geistert eine Horrormeldung durch Brandenburgs Presse: „Bären gegen Menschen“. Bauer Wittenberg, mit seinem Fuhrwerk auf der Fahrt nach Schmachtenhagen, will vier Roma überholen, die mit ihren Bären vor ihm auf der Straße gehen. Er ruft laut, beschimpft sie vermutlich, es kommt zum Streit. Ein Rom, erbost, läßt seinen Bären sich auf die Hinterpranken erheben und auf den Bauern zugehen: „Dem Landwirt gelang es, im letzten Augenblick im Wagen zu flüchten.“ Ein Streit, ein Schreck, der Bär, gut abgerichtet, hat den Bauern mitnichten „umarmt“, aber der „drohende Bärenführer wurde später verhaftet“11.

Der Landrat des Kreises Teltow macht eine Staatsaktion aus dem singulären Vorfall: „Die Zigeuner belästigen in außerordentlich starkem Maße die Landbevölkerung und gefährden die öffentliche Sicherheit auf das Gröbste.“ Die Roma weisen sich mit gültigen Wandergewerbescheinen aus, die ordnungsgemäß auf den Regierungsbezirk Potsdam ausgedehnt sind. Was bei anderen Bürgern als Beweis ihrer Rechtschaffenheit gewertet würde, erregt im Fall der Bärenführer den Zorn der Obrigkeit. Zigeuner „im Besitz amtlicher Unterlagen“? Mißbrauch, wettert der Landrat, Skandal!12

Die Namen der Bärenführer sind aktenkundig: Josef und Milavy Petrowitsch aus Bagdad, dazu als dritte Wandergewerbetreibende Anna Jorgevitsch aus Tabora, Staatsangehörigkeit: Türkei. Insgesamt 21 Bären sollen sie vor den Teltower Landleuten haben tanzen lassen. Na, wenn das kein Spektakel war!

Die arglosen Künste der Bärenführer, von den einen bestaunt, von den anderen behindert, sind längst zu Ende gegangen. Tierschutzgesetze zogen enge Grenzen, Bären zu dressieren sei Tierquälerei. Gerüchte taten das ihre: Zigeuner jagen Bären auf glühende Eisenplatten, um sie zum Tanz zu zwingen. Um Himmels willen! Ein guter Tanzbär ist der kostbarste Besitz des Bärenführers, er hegt und pflegt ihn, lebt mit dem Tier auf du und du.

Den im Deutschen Reich umhergaukelnden Bärenführern erging es wie allen anderen Sinti und Roma: Die Nazis setzten sie in Sammellagern fest, deportierten sie in die Vernichtung. „Zigeuner- Personalakten“ der Sicherheitspolizei weisen aus, daß Bärenführer im „Zigeunerlager“ Magdeburg saßen und im Marzahn-Lager. Als ich Ketschen das Foto eines Bärenführertrupps zeigte, kamen ihr die Tränen. Ein Bild – verblaßt, ein Schicksal – vergessen, nur von ihr erinnert – Tanz und Tod.

In seiner „Bestandsaufnahme der Zigeuner und Zigeunermischlinge in Deutschland“ verzeichnete Dr. Robert Ritter 1941: „Unter den Gemeldeten befanden sich außerdem 200 ehemalige Bärenführer, die nach Zigeunerart umherziehen und als ,türkische‘ Zigeuner westbalkanischer Herkunft gelten. Ihre Abstammungsverhältnisse sind noch nicht endgültig geklärt.“13 Bei diesen 200 Opfern handelt es sich um eben jene „Zigeuner balkanischer Herkunft“, die im Erlaß des Reichssicherheitshauptamtes über die Deportation von „Zigeunern“ in das Vernichtungslager Auschwitz mit genannt sind. Ob Ritters Rassenhygieniker ihre „Abstammungsverhältnisse“ zuvor noch geklärt haben oder nicht – so oft ich bei Sinti und Roma, auch bei Zirkusleuten und Schaustellern umhergefragt habe, keiner konnte mir sagen, ob auch nur ein einziger jener 200 Bärenführer den Holocaust überlebt hat.

Nur eine Todesspur habe ich gefunden: SS-Unterscharführer Percy Broad – er war von 1942 bis zur Befreiung des KZ Auschwitz erst als Wachposten, dann in der politischen Abteilung tätig – überliefert in seinem Tagebuch den Untergang der „Zigeunerfamilie Dikulitsch-Todorowitsch“, sie gehörte zu jenen 200 Bärenführern. „Bei der neunköpfigen Familie“, so schreibt der SS-Mann, „handelte es sich um kroatische Staatsangehörige. Die kroatische Gesandtschaft hatte beim Reichskriminalpolizeiamt ihre Entlassung bewirkt. Da das gesamte Vermögen der Zigeuner, ebenfalls wie das der Juden, ,zugunsten des Reiches verfallen‘ war, mußten erst langwierige Verhandlungen vorausgehen, um die Familie in den Besitz ihres Eigentums zu setzen. Im Sommer 1943 sollten sie endlich nach Kroatien überstellt werden. Grabner14 glaubte, das nicht mit seiner Besorgnis um das Staatswohl vereinbaren zu können. Diese harmlosen Zigeuner würden seiner Meinung nach durch ihre Erzählungen über die Zustände in Auschwitz die Deutschenfreundlichkeit in Kroatien trüben. Er hintertrieb einfach die Entlassungsverfügung, indem er immer wieder nach Berlin berichtete, daß die Familie wegen angeblicher Fleckfieberepidemie in der Entlassungsquarantäne diese nicht verlassen dürfe. Ein Mitglied nach dem anderen fiel den schweren Lebensbedingungen des Lagers zum Opfer. Schließlich lebte nur noch ein kleiner vierjähriger Junge, der der Liebling aller Häftlinge war und den alle pflegten. Um seine Freilassung aus dem Lager kümmerte sich jedoch niemand mehr. Bei der Auflösung des Zigeunerlagers, bei der die Arbeitsfähigen in die Konzentrationslager Buchenwald, Mittelbau und Ravensbrück überstellt wurden, ist er mit arbeitsunfähigen Kindern und älteren Menschen in den Gastod getrieben worden.“15

Der Bär – tanzt er noch? An der Schwarzmeerküste? Jenseits des Bosporus? In Bagdad? Das Tamburin – schlägt es noch? Die Schellen – klingen sie noch? Die Bilder meiner Kindheit sind verblaßt. So arm wie heute war unser Reichtum noch nie.

Vorabdruck aus: Reimar Gilsenbach: „O Django, sing deinen Zorn! Sinti und Roma unter den Deutschen“. BasisDruck, Berlin, 1.Quartal 1993.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen