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Etappenziel und Neuanfang

■ Allgemeines Friedenspfeife-Rauchen an der HfbK / Senator als Vermittler / Der Clou: kein Rücktritt, aber auch keine "künstlerische Sachkompetenz"

/ Senator als Vermittler

Der Clou: kein Rücktritt, aber auch keine »künstlerische Sachkompetenz«

Von „Schlußstrich“ war die Rede, von „Neuanfang“ und „verdichteter Kommunikation“. In diesem Tenor präsentierte Wissenschaftssenator Leonhard Hajen gestern nachmittag im Rathaus seinen Schlichtungsvorschlag, den die Präsidentin der Hochschule für bildende Künste, Adrienne Goehler, und die Wortführer der im Frühjahr losgetretenen Anti-Goehler- Kampagne jetzt unterzeichnet haben. Inhalt der gemeinsamen Vereinbarung ist unter anderem, zunächst für die Dauer eines halben Jahres, die Berufung zweier „externer Berater“. Damit ist erstmals in der Geschichte der Hochschule und ihrer Autonomie eine Art Schlichterkommission eingesetzt worden.

Eher zweitrangig, weil nicht anders erwartet, war die Erklärung Hajens, daß das Disziplinarverfahren, das Goehler im Juli gegen sich selbst beantragt hatte, keinerlei Ergebnisse erbracht habe, die „Grund für eine Kündigung“ der Präsidentin gäben. Mit einer „gewissen Freude darüber, daß die Vorwürfe der Grundlage entbehren“, begrüßte die Präsidentin dieses Ergebnis ebenso, wie sie das Einigungspapier als „ein Etappenziel in unseren Auseinandersetzungen“ wertete, auch wenn dieser Schritt beiden beteiligten Parteien „nicht besonders leicht gefallen ist“.

Der Wissenschaftssenator hat das getan, was er bisher aus plausiblen Gründen verweigerte, nämlich höchstpersönlich intensiv vermittelt und ein „Machtwort“ gesprochen. Doch das Einigungspapier, das auf der Grundlage der Gepräche mit Adrienne Goehler und der Kritiker-Clique entstand, stimmt zumindest in einigen Punkten äußerst nachdenklich. Denn wie schwer beziehungsweise leicht wiegt der darin erklärte Verzicht auf die Rücktrittsforderung an die Präsidentin gegenüber der unter Punkt fünf festgehaltenen Vereinbarung: „Die Präsidentin erklärt, daß (...) sie künftig in keinen Gremien, Beiräten etc. mitarbeiten wird, wo in besonderer Weise künstlerischer Sachverstand gefordert ist“. Auch das hat es in der Geschichte der Hochschule für bildende Künste wohl noch nicht gegeben.

Denn damit hat sich Adrienne Goehler auf das Argumentationsniveau ihrer Gegner begeben, die in der nunmehr zweiten Kampagne gegen die studierte Psychologin und einstige Gründerin der GAL- Frauenliste ihr immer wieder mangelnde Sachkompetenz in künstlerischen Fragen vorgeworfen hatten. Doch diese Tatsache, und daran kann nicht oft genug erinnert werden, war während ihrer Kandidatur für das HfbK-Präsidialamt bekannt und ganz offensichtlich kein Hinde-

1rungsgrund für ihre Wahl. Wenn Adrienne Goehler jetzt mehr oder weniger indirekt ihren Mangel an besonderem künstlerischen Sachverstand unterzeichnet, dann ist das vor diesem Hintergrund der ganzen Auseinandersetzungen fatal zu nennen.

1Von einer notwendigen „Begriffsklärung“, diesen Passus betreffend, sprach die noch auf drei Jahre gewählte Präsidentin gestern. Es bleibt zu hoffen, daß zumindest dies im Sinne einer „verdichteten Kommunikation“ geschieht. Mechthild Bausch

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