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Veitstanzähnliche Rasanz-betr.: "Im Grunde seines Herzens war Hitler blond", taz vom 8.12.92

betr.: „Im Grunde seines Herzens war Hitler blond“,

taz vom 8.12.92

Die dialektischen Sprünge Ihres Kolumnisten Mathias Bröckers nehmen zusehends eine veitstanzähnliche Rasanz an, die den staunenden Leser besorgt zurücklassen. Daß ausgerechnet Blondheit, ob sie nun innerlich oder äußerlich sei, als Metapher für Hitlers „gute Seiten“ (sic!) herhalten muß, ist mit absoluter Sicherheit nach Auschwitz, Hoyerswerda, Rostock und Mölln mehr als eine Entgleisung. Es ist eine höhnische Verunglimpfung der Opfer, abgesehen von der Begriffsstutzigkeit, mit der Bröckers dem bitterbösen Satiriker Wolfgang Neuss, der sich nicht mehr wehren kann, in völliger Verkennung des Gemeinten den Sinn im Munde herumdreht.

[...] Übrigens: Wieso muß man alle paar Wochen die unappetitliche Parabel von der fließenden Hundescheiße über sich ergehen lassen, die sich angeblich in wundersamer Weise von selbst auflöst, wenn Deutschland nur endlich erwacht sei? Ich wäre auch geneigt, den Tierschutzverein einzuschalten, denn es ist eine Verunglimpfung unserer Haustiere und ihrer natürlichen Exkremente, wenn diese dafür herhalten müssen, die Krebskrankheit, die unseren Staat befallen hat und die schon jede Menge Metastasen gestreut hat, zu verharmlosen.

Bodenlos reaktionär wird Bröckers aber, wenn er im Zeitalter des drohenden Treibhauseffektes dem frischen, kalten Winter den Kampf ansagt. Aber braun wird man eben nur im Sommer, und Herrn Bröckers kann es damit nicht schnell genug gehen. Helmut Meng, Bonn

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