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Vom Nachttisch geräumtKöpfe

■ Gottfried Helnwein: "Faces"

Fünfundvierzig Schwarzweißporträts: William S. Burroughs, Heiner Müller, Clint Eastwood, Keith Richards, Mick Jagger, Arno Breker und andere Berühmtheiten. Die Fotografien von Helnwein zeigen nur Männer, mit einer Ausnahme: Leni Riefenstahl. Die Kamera geht ganz nahe heran, zeigt jede Pore, macht aus Bukowski eine ausgestorbene Echse. Maximilian Schells Tragödenhaupt wird von Urtälern durchzogen, und Andy Warhols Maske weicht auf im grellen Licht von Helnweins Scheinwerfern. Man könnte das genießen, wenn man das Verfahren seiner Erzeugung nicht so schnell durchschaute. Heiner Müller schreibt in einem – Burroughs liefert ein anderes – Vorwort: „Wie hält ein freundlicher Mensch wie Helnwein es aus, seine – exzellente– Malerei zum Spiegel der Schrecken des Jahrhunderts zu machen?“ Die Gesichter auf Helnweins Fotos spiegeln nicht die Schrecken des Jahrhunderts, sondern die der auf sie gerichteten Reflektoren.

Gottfried Helnwein: „Faces“. Edition Stemmle, 115 Seiten. 112DM

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