: Vom Bank-Verstaatlicher zum Euro-Staatsbankier
■ Wolfgang Roth wird Vize der EIB
Bonn/Berlin (taz/vwd) – Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Wolfgang Roth, wird am 1. April nächsten Jahres Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Luxemburg. Die Bundesregierung habe ihn vorgeschlagen, sagte Roth gestern in Bonn.
Die 1958 gegründete EIB hat die Aufgabe, unterentwickelte Regionen in der EG mit verbilligten Krediten zu fördern. Sie ist, so der offenbar noch höher strebende Roth, mit der Weltbank zu vergleichen und mit einer Bilanzsumme von rund 200 Milliarden DM etwa genauso groß. Zusätzliche Aufgaben hat die EIB vom jüngsten EG- Gipfel in Edinburgh erhalten. Sie soll die europäische Wachstumsinitiative finanzieren und bis zu 30 Milliarden DM für Infrastrukturinvestitionen mobilisieren.
In den frühen 70er Jahren forderte Roth als Vorsitzender der Jungsozialisten in der SPD die Verstaatlichung von Banken und Versicherungen. Parallel zur Karriere wandelte er sich zum überzeugten Marktwirtschaftler, der als SPD-Wirtschaftsminister galt und auch beim politischen Gegner Anerkennung fand.
Der Alt-68er Roth (51) begann seine berufliche Laufbahn nach dem Studium der Volkswirtschaft beim Deutschen Städtetag. Von 1970 bis 1974 arbeitete er als kaufmännischer Angestellter beim damals noch gewerkschaftseigenen Wohnungskonzern Neue Heimat in Hamburg. Dem Bundestag gehört er seit 1976 an. Wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion ist Roth seit mehr als zehn Jahren. Bankerfahrung hat Roth nach eigenen Angaben bei der Gründung der Ökobank Mitte der 80er Jahre gesammelt, in deren Aufsichtsrat er sitzt.
Bei der EIB scheidet der bisherige deutsche Vertreter, EIB-Präsident Ernst-Günther Bröder, Ende März aus. Sein Nachfolger soll ein Engländer werden, während für die Deutschen der Vizepräsidentenposten bleibt.
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