: Bosnien: Auch die Nato ist ratlos
■ Deutschland will 6.000 Männer aus Internierungslagern aufnehmen
Brüssel (AFP) – Auch die Nato weiß keine Antwort, wie der Krieg im ehemaligen Jugoslawien beendet werden kann. Bei den Beratungen der Nato-Außenminister am Donnerstag in Brüssel wurde zwar ein militärisches Eingreifen angesprochen. Dies stieß aber bei einer Reihe von Nato-Staaten auf starke Bedenken. Vor allem Großbritanniens Außenminister Douglas Hurd warnte, durch einen Militäreinsatz, beispielsweise zur Durchsetzung des Flugverbots über Bosnien-Herzegowina, könnten die humanitären Operationen der UNO Ziel von Angriffen werden. Geäußert wurden außerdem Befürchungen, in einen Guerillakrieg hineingezogen zu werden.
Die Vereinigten Staaten und die Niederlande bekundeten dagegen ihre Bereitschaft, Kampfflugzeuge bereitzustellen, falls der UN-Sicherheitsrat beschließen sollte, das Flugverbot mit militärischen Mitteln durchzusetzen. Auch Frankreich sprach sich für zusätzliche Maßnahmen für die Durchsetzung aus, ohne sich jedoch festzulegen. Ein britischer Diplomat betonte dagegen, das Flugverbot sei verhängt worden, um Kampfeinsätze der serbischen Luftwaffe zu beenden. Dies sei weitgehend geschehen.
Frankreichs Außenminister Roland Dumas nannte eine ganze Reihe von Maßnahmen, die ohne den Einsatz von Kampfflugzeugen möglich sind, beispielsweise die Entsendung von UN-Beauftragten auf serbische Flugplätze, um dort die Flugzeuge durch den Ausbau wichtiger Teile flugunfähig zu machen.
Einigkeit bestand nach den Worten von Bundesaußenminister Kinkel darin, „daß nochmals versucht werden muß, zu einer konkreten Verbesserung der Lage vor Ort zu kommen, und zwar mit friedlichen Mitteln“. Dennoch bestehe die Gefahr, „daß wir Konferenzen abhalten, Deklarationen verfassen und versuchen, rhetorisch die Sache in Griff zu bekommen, und daß es leider in der Praxis nicht möglich ist, entsprechend voranzukommen“.
Die Bundesrepublik wird nach Angaben des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel 6.000 Männer aus serbischen Gefangenenlagern aufnehmen. Alle Bundesländer bis auf Hamburg und Bremen hätten bereits zugestimmt, die ihnen zufallenden Kontingente zu übernehmen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz schätzt die Zahl der in serbischer Gefangenschaft leidenden Männer auf mindestens 13.000.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen