: Hemmschwellen abbauen
■ Notprogramm für Obdachlose: Schlafplätze bei Kirchengemeinden
: Schlafplätze bei Kirchengemeinden
Mehr Anonymität und Schutz vor Übergriffen rechter Gewalttäter soll in diesem Winter eine neue Form der Notunterbringung von Obdachlosen bieten. Erstmals werden auf Flächen von Hamburger Kirchengemeinden bis zum April, geschützt vor den Blicken Neugieriger, neun Schlafcontainer für je drei Personen aufgestellt. Das Notprogramm der vergangenen drei Jahre, ein riesiger Schlafsaal im Wohnschiff „Bibbi Endeavour“, war unter anderem wegen der Ausweiskontrollen wenig angenommen worden.
„Das Problem der Obdachlosigkeit hat sich erheblich verschärft“, bestätigte gestern auch der neue Leiter des Landessozialamts, Helmut Hartmann, „wir müssen jetzt daran arbeiten, Barrieren abzubauen.“ Dazu gehört auch eine bessere Information der Betroffenen über das Hamburger Hilfesystem. Denn viele, die sich ohne Wohnung durchs Leben schlagen müssen, kennen erschreckend wenige der Beratungsstellen. Eine kleine Broschüre der Sozialbehörde soll nun helfen, der Unwissenheit etwas entgegenzuwirken. Ein großes Problem stellt aber auch die Situation im Landessozialamt dar. Die 30 SachbearbeiterInnen können kaum Beratungsgespräche führen, da an den Sprechtagen bis zu 400 Menschen die stundenlangen Wartezeiten ertragen und „abgefertigt“ werden müssen.
Wie Hartmann gestern berichtete, wurden 1992 von den städtischen Wohnungsgesellschaften Saga und GWG 130 Wohnungen speziell für Odachlose neu gebaut. Weitere 145 Wohnungen wurden — durch einen Vetrag mit der Sozialbehörde abgesichert — von 31 hamburgischen Wohnungsunternehmen für Menschen aus Obdachlosenunterkünften, Frauenhäusern oder Haftentlassene zur Verfügung gestellt. 1993 sollen noch 100 weitere Wohnungen dazukommen.
1Erfolgreich hätten auch die zwei Bezirksstellen zur Wohnungssicherung in Harburg und Mitte gearbeitet: Im vergangenen Jahr wurden dort 800 Fälle drohender Räumungsklagen (Mietschulden) bearbeitet, der Rausschmiß konnte bei 85 Prozent der Haushalte verhindert werden. Aufgrund dieser Erfolgsstatistik würden im nächsten Jahr in allen Hamburger Bezirken solche Dienststellen eingerichtet. sako
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