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Theorie oder Praxis, Betreuung oder Kontrolle

■ Professoren und Studierende diskutierten über eine Reform des Grundstudiums / Bessere Betreuung erwünscht

/ Bessere Betreuung erwünscht

„Jetzt sagen wir, was wir wollen!“ Barbara Vogel meint es ernst. Die Vizepräsidentin der Hamburger Universität brachte 8O Professoren und Studenten am Donnerstag und Freitag zum Gespräch nach Bad Segeberg. Thema der Tagung: Die Reform des Grundstudiums.

Auf die Hamburger Spezialität von Orientierungeinheiten (OE‘s) in allen Fächern zu Studienbeginn ist man stolz. Sie sollen den Schock beim Wechsel von Schule zu Uni dämpfen. Doch der Übergang zum Normalstudium erscheint dann zu hart. „Erst kommt der Spaß und dann fängt der Ernst des Lebens an“, beschreibt Dirk Käsler, Fachbereichssprecher der Sozialwissenschaftler die Situation. Die Studenten sollen deswegen besser im Grundstudium betreut werden. Sogenannte Mentoren – Professoren, die für längere Zeit eine Studentengruppe im Studium begleiten - wären eine Variante. Aber Käsler gibt zu: „Das Angebot ist janusköpfig.“ Denn mehr Betreuung kann auch mehr Kontrolle bedeuten.

Wer durch den Uni-Dschungel will, muß gut beraten sein. Nicht immer eine Hilfe sind hier die Studienfachberater. Die Arbeitsgruppe Studienberatung möchte dem Mißstand mit Studienberatungsbeauftragten entgegenwirken. Trotz allem besteht die Gefahr, daß die erwünschte bessere Kommunikation nicht zustandekommt. „Das dafür notwendige Vertrauensverhältnis zwischen Studenten und Hochschullehrern ist nicht da,“ beschreibt die Medizinerin Ulrike Beisiegel die Lage der Universität.

Keine Antwort fand die Tagung auf die Frage, welche Lehrformen für das Grundstudium am besten auf die Uniarbeit vorbereiten könnten. Mehr Praxisbezug oder Theorie, Struktur im Lernen contra Beliebigkeit? „Lehre und Lernen ist ein Interaktionsprozeß“, resümiert Sprachwissenschaftlers Holger Fischer und ergänzt: „Das ist banal, aber in vielen Fachbereichen scheint diese Erkenntnis verloren gegangen zu sein.“

Das wohl undankbarste Thema hatte die Arbeitsgruppe rund um Klaus Peter Ortlieb. Der Mathematik-Professor befaßte sich mit der Zwischenprüfung, die das Grundstudim abschließt. In den meisten Fachbereichen hat sie den Namen nicht verdient. Denn hier wird nur „geprüft“ ob auch alle Pflichtveranstaltungen besucht worden sind. Das Hochschulgesetz aber will es künftig anders. Die Hochschüler und Professoren wollen dabei an einer zeitlichen Fristsetzung für die Prüfung vorbeikommen. Sie würde Studenten die neben der Uni arbeiten müssen zur Kapitulation treiben. Der Vorschlag aus Bad Segeberg möchte deswegen nur die Wiederholbarkeit eines nicht bestandenen Wissenstests auf zweimal begrenzen.

Nicht einigen konnten sich die Tagungsteilnehmer auf die Einführung eines sogenannten berufsqualifizierenden Kurzstudiums. „Sie könnten unter politischen Druck zur Kosteneinsparung zum Regelstudium werden“, befürchtet Ortlieb. In Bad Segeberg blieb das Thema Finanzen ausgespart. Trotzdem fielen die Vorschläge der Diskutierenden nie aus dem Finanz- Rahmen. Denn „in Wolkenkuckucksheim kann man fantastisch wohnen, nur beim Einzug fällt man sofort wieder heraus.“, plagierte Vizepräsidentin Vogel gegen kostspielige Reformvorschläge. Die Diskussion geht weiter: Im Januar entscheidet der akademische Senat der Universität über einen Dies academicus zum Thema. Florian Frank

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